Das große Schmelzen

1. Der Forscher
Das Eis als großes Freiluftlabor
Der erste Mai sollte ein Traumtag werden. Wolkenloser Himmel, ein kleines bisschen Neuschnee, wenig Wind. Gut so, denn wenn man einen der führenden Glaziologen Österreichs treffen will, muss man schon einmal hinauf auf über 3.000 Meter. Auch wenn unten im Tal, etwa im Südtiroler Vinschgau, bereits die Apfelbäume blühen: Hier oben in den Ötztaler Alpen ist noch tiefster Winter und die Landschaft unter einer meterdicken Schneeschicht verborgen. 3,82 Meter, um ganz genau zu sein, und Rainer Prinz interessiert jeder Zentimeter davon.
Sie zu lokalisieren ist in der Praxis gar nicht so einfach. Wir sind dazu mit den Tourenskiern auf das „Hintere Eis“ gestiegen, stehen genau auf der Grenzlinie von Nord- und Südtirol, vor uns ein Panorama der Extraklasse. Von hier oben betrachtet, sieht man schwarze Punkte über das flirrende Weiß des Hintereisferners ziehen, wie Ameisen, die über ein riesiges Bettlaken spazieren. Die meisten Ameisen bilden eine Straße in Richtung Weißkugel, mit 3.738 Metern Österreichs vierthöchster Berg und an diesem Feiertag entsprechend begehrtes Gipfelziel bei Alpinisten.

Nur zwei winzige Punkte in der Mitte des Gletschers reißen aus dem Pilgerstrom aus, verschwinden manchmal ganz, tauchen wenig später wieder an der Oberfläche auf. Erst aus der Nähe betrachtet, entdeckt man den mannstiefen Schacht, aus dem alle paar Sekunden eine Schaufelladung Schnee nach oben fliegt, mit unserem gesuchten Glaziologen darin. „Ab zwei Meter Tiefe wird das Schaufeln exponentiell anstrengender“, sagt Rainer Prinz und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Exakt 3,82 Meter sind es hier bis zum Eis. Das Schneeschaufeln fängt bei uns Gletscherforschern erst im Mai an. Gut, dass wir den ganzen Winter Zeit zum Üben hatten.“
Grund für die glaziologische Schwerarbeit ist die Massenbilanz, die Rainer Prinz mit seinem Team am Institut für Atmosphären-und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck jährlich für den Hintereisferner erstellt. Alle 20 vertikalen Zentimeter wird ein Röhrchen mit Schnee gefüllt und gewogen. Die Dichte von Schnee reicht von 100 (lockerer Pulverschnee) bis 900 (festes Eis) Kilogramm pro Kubikmeter. „Auf die gesamte Gletscherfläche extrapoliert, wissen wir dann, wie viel Wasser hier über den Winter gespeichert wurde.“ Jedes Jahr wird bilanziert, und das bereits seit über 60 Jahren, die zweitlängste Messreihe weltweit. Der Schneeschacht ist gleichzeitig ein konserviertes Witterungsprotokoll: Bei 3,5 Metern identifiziert Prinz eine kleine gelbliche Schicht, „das ist Schnee vom letzten Oktober, vermischt mit Saharastaub. Da gab’s einen großen Sturm mit Überschwemmungen in Oberitalien“, erinnert sich der Forscher.
Der Hintereisferner wird ähnlich gut überwacht wie ein Patient auf der Intensivstation. Tägliche Messungen mit dem Laserscanner, Webcams, Wetterstationen, Schneeschächte, Massenbilanz – mittels Hightech-Ausrüstung werden zudem die Messungen und Methoden verfeinert, die Modelle global angewandt. Für die Forscher ist die Gegend ein einmaliges riesiges Freiluftlabor. „Solche Daten über einen derart großen Zeitraum sind weltweit fast einzigartig“, meint Prinz nicht ohne Stolz in der Stimme. Nur deuten alle Daten darauf hin: Der Patient liegt im Sterben.

Die Gletscher verändern sich
Warum uns das alle etwas angeht, erschließt sich erst nach Sonnenuntergang – und nach erledigter Arbeit in der kleinen Biwakschachtel der Uni Innsbruck. In exponierter Lage am Grat hoch über dem Gletscher ist sie seit 1966 das Refugium der jeweiligen Wissenschaftler. Ein kleines Matratzenlager gibt es hier, die Gaslampe flackert, auf dem Herd köchelt ein Kilo Spaghetti gemächlich Richtung al dente. Rainer Prinz kommt mehrmals im Jahr hier herauf, immer bepackt mit einem schweren Rucksack voller Messinstrumente, Proviant, der obligatorischen Flasche Rotwein für den Abend. Gezeichnet vom Schneeschaufeln über den ganzen Tag hinweg unter intensiver Höhensonne, wird erst bei einem Glas Merlot klar, worum es ihm wirklich geht: „Den Gletschern ist es ziemlich egal, ob sie schmelzen oder nicht. Die Auswirkungen treffen vor allem uns Menschen. Nur leider fehlt es oft am Verständnis für den größeren Zusammenhang der Dinge, für das System. Was uns die Gletscher zeigen, sind zeitverzögerte Alarmleuchten.“
Dass sich das globale Klima rapide verändert, ist mittlerweile tausendfach belegt. Dass Homo sapiens der Hauptverursacher dieser Erwärmung ist, ebenso. Selten ist diese Veränderung so greifbar, so gut sichtbar wie an den gewaltigen Eismassen, die sich mit einem bisher ungesehenen Tempo zurückziehen. Zwei Drittel seines Volumens hat der Hintereisferner seit 1850 eingebüßt; seit rund 30 Jahren ist die Gletscherschmelze in den Alpen zu 100 Prozent menschengemacht. „Die Gletscher sind zu Ikonen des Klimawandels geworden“, meint Prinz. „Neben den Eisbären. Wenn wir so weitermachen wie bisher, prophezeien uns alle Messungen und Modelle, dass wir in 100 Jahren weitgehend eisfreie Alpen haben werden. Die Pyrenäen sind doch auch ohne Gletscher wunderschön – oder nicht?“, kommentiert er die Entwicklung durch seine nüchtern-wissenschaftliche Brille.
Und wird nach einem weiteren Schluck Merlot doch emotional: „Je mehr wir über Gletscher wissen, desto mehr werden wir uns mit ihnen verbunden fühlen. Schafft es die Menschheit, den Temperaturanstieg auf weniger als 2°C zu begrenzen, können wir ein Drittel des heutigen Eisvolumens der Alpen retten. Schaffen wir das nicht, gibt es keinen Weg, sie wieder zurückzuholen.“ Denn neben der Biodiversität und den Wasserspeichern schmilzt mit den Gletschern vor allem eines: ein einzigartig-ästhetisches Naturwunder, das uns Menschen und unseren Lebensraum seit Jahrtausenden prägt. Es gibt aber bereits Projekte, wo Gletscher künstlich erzeugt werden.
2. Die Hüttenwirtin
Das Eis als Nachbar
Susanne Gleirschers Nachbar zieht jedes Jahr ein Stück weiter weg von ihr. Was nicht an Susannes Art liegt – die ist offenherzig und ehrlich –, sondern daran, dass ihr Nachbar aus Eis gebaut ist. Der Sulzenauferner gehört zu den größten Gletschern in Tirol und ist beinahe vom ganzen Stubaital aus sichtbar – er verleiht der Landschaft ihre alpine Prägung. Susanne bewirtschaftet seit sechs Jahren das gleichnamige Alpenvereinsschutzhaus zu seinen Füßen, die idyllische Sulzenauhütte auf 2.191 Meter Meereshöhe. „Vom Küchenfenster siehst genau auffi aufn Ferner, und wenn nit viel los is, schaut ma scho viel rauf – und macht sich so seine Gedanken“, sagt Gleirscher. Sie ist lange genug hier oben, um eine Veränderung zu bemerken: Seit ihrem sechsten Lebensjahr verbringt sie jeden Sommer am Berg; schon ihre Eltern haben die Hütte bewirtschaftet, ihr Ururgroßvater war bereits der Grundeigentümer. „Meine Oma erinnert sich daran, dass die Gletscherzunge früher sogar bis unterhalb der Hütte gereicht hat. Heute sind es eineinhalb Stunden Fußmarsch bis zum Eis“, erzählt Gleirscher.

Damit veränderte sich auch die Klientel der Hüttengäste. Früher kamen primär Hochtourengeher mit Gletscherausrüstung, auch Ausbildungskurse wurden regelmäßig hier veranstaltet. Heute sind es vorwiegend Wanderer in leichten Trekkingschuhen, die auf dem Stubaier Höhenweg unterwegs sind. „Wir mussten sogar den Normalweg auf das Zuckerhütl sperren, unser prominentester Gipfel hier. Zu wenig Eis, zu viel Steinschlag. Gäste, die vor zehn oder zwanzig Jahren schon einmal hier waren, können das oft gar nicht glauben, die sind regelrecht geschockt.“ Die Alpengletscher hatten um 1850 ihre letzten Höchststände. Seitdem sind sie auf dem Rückzug, und in den letzten Jahren wurde das Tempo immer rasanter. Im Falle des Sulzenauferners ist die Veränderung besonders anschaulich: Dort, wo früher das „ewige Eis“ das Tal bedeckte, ist ein See entstanden, gespeist vom Schmelzwasser des Gletschers. Und just diese veränderte Landschaft bereitet der Hüttenwirtin Kopfzerbrechen.
Vor zwei Jahren prasselte im Sommer besonders viel Regen auf den Ferner, wahrscheinlich lösten sich dadurch größere Eisbrocken. Der See entlud sich eines Augustabends mit ganzer Gewalt, eine Flut aus Tonnen von Steinen bahntesich ihren Weg Richtung Hütte, „es hat g’rumpelt, dass das Haus g’wackelt hat“, erinnert sich die Hüttenwirtin. Nur durch Glück blieb die Hütte verschont, das E-Werk und die Versorgungsleitungen allerdings nicht. Zehn Tage musste die Sulzenauhütte geschlossen bleiben, die Reparaturen dauerten bis in den Herbst. Mittlerweile ist der See wieder gut gefüllt, an Regentagen schleicht sich auf der Hütte ein mulmiges Gefühl ein. „Wir müssen uns mit den Umständen arrangieren“, meint Gleirscher pragmatisch.
Von der sonnigen Terrasse aus, auf der unsere Gastgeberin ihre Geschichte erzählt, hört man an diesem Sommertag die Vögel trällern. Gleirscher: „Während meiner Kindheit herrschte hier Stille. Unten im Tal freute ich mich immer am meisten auf das Gezwitscher.“ Im Verlauf der Klimaveränderung sind Singvögel zu neuen Hüttengästen geworden.

3. Der Unternehmer
Das Eis als Touristen-Attraktion
Eigentlich beginnt alles mit einem einzigen großen Zufall. Ein kleiner Spalt, nicht ein mal zwei Meter breit, genügt, um Roman Erlers Aufmerksamkeit zu fesseln. „Ich war gerade mit einer Gruppe am Rückweg vom Olperer, da is mir der Schlitz neben der Piste Nummer fünf aufgefallen. Am nächsten Tag bin ich dann gleich noamal rauf.“ Eine neue Öffnung im Eis wäre sonst eigentlich nichts Ungewöhnliches auf einem Gletscher, Spalten gibt es am Hintertuxer Gletscher im Tiroler Zillertal zuhauf. Überall, nur eben nicht auf der Piste Nummer fünf. Bis jetzt.

Roman Erler, großgewachsen, weißer Bart, strenger Blick, ist ein von Grund auf neugieriger Mensch. Im Sommer zieht es ihn in abgelegene Täler, die sonst keiner durchwandert, er sucht dort nach Bärenknochen und seltenen Mineralien. Im Winter begleitet er als Bergführer Gäste auf den Olperer, den höchsten Berg der Tuxer Alpen in Tirol, organisiert Spaltenrettungen mit der Bergrettung. Über 200 Tage im Jahr verbringt er jenseits der 3.000-Meter-Grenze, und genau darum fällt ihm dieser kleine Spalt auf. Zwei Eisschrauben sind schnell platziert, der Klettergurt übergestreift, und Roman Erler seilt sich kurzerhand ab, hinunter in das kalte schwarze Loch. Was ihm damals, vor über zehn Jahren, im Lichtkegel der Stirnlampe entgegenglitzert, lässt ihn bis heute nicht mehr los.
Riesige Stalagmiten, Perleis an der Decke, Wabeneis an den Wänden: Roman Erler war eingetaucht in eine Welt, die er heute Natureispalast nennt. „Erst amal hab i schlucken müssen. Normalerweise sind Gletscherhohlräume sehr kurzlebig, die sind heute mal offen und morgen schon wieder zu. Aber das war eine richtige Höhle, keine ordinäre Gletscherspalte“, erinnert sich Erler. Tatsächlich hat sich am Hintertuxer Gletscher auf 3.200 Meter Seehöhe eine Gletscherhöhle gebildet. Das Eis ist hier am Fels festgefroren und bleibt aufgrund geografischer Besonderheitenvon dem fließenden Teil des Gletschers getrennt, „seit zehn Jahren hat sich das keinen Zentimeter bewegt“. Durch diesen Umstand hatte das Wasser genügend Zeit und Muße, sich in bizarrste Eisskulpturen zu verwandeln und sein geheimes Innenleben preiszugeben. „Wir sind hier tief im Gletscher, 35 Meter über uns ziehen die Skifahrerihre Kurven. Aber was unter der Piste liegt, das ahnt da oben keiner“, sagt Erler.
Wer eintritt in diese Welt, muss kein Glaziologe sein, um sich für das Eis zu faszinieren. Es ist einer der wenigen Orte, an denen man einen Gletscher von innen bestaunen kann, ganz ohne Bergführerausbildung: Roman Erler betreibt den Natureispalast als kommerziell touristische Sehenswürdigkeit. Wichtiger als der Nettoerlös ist ihm aber eines: „Die Leute müssen mit eigenen Augen sehen, wie faszinierend diese Welt aus Eis ist. Nur wer deren Schönheit gesehen hat, wird sich auch Gedanken darüber machen, wie wir sie erhalten können.“

4. Der Bergführer
Das Eis als Existenzgrundlage
Der Mann, der mit den Murmeltieren spricht!“, hört man die ironische Selbstbeschreibung Horst Fankhausers herüberschallen, als er mit der Sicherheit eines Seiltänzers über die klobigen Steine des Geröllfelds balanciert. Dann ertönt kurz darauf aber doch ein schriller Pfeifton, das Warnsignal der dicken Alpinnager, und die massigen braunen Fellknäuel wuseln zu ihren Bauen. Obwohl sie ihn eigentlich gut kennen müssten, den Horst: Der Tiroler ist seit etlichen Jahrzehnten hier oben unterwegs, sommers wie winters, und das trotz seiner 75 Jahre keinen Schritt langsamer.

Horst Fankhauser führt uns heute zu einem seiner Lieblingsplätze, dorthin, „wo man den Gletscher richtiggehend spürt, ohne dabei am Eis zu stehen“. Mit dabei hat er eine historische Postkarte, die den Stand des Alpeiner Ferners vor 90 Jahren abbildet und die damals vom gleichen Standort aufgenommen wurde. Etwas wehmütig blicken Fankhausers Augen unter den buschigen Brauen in die Kamera, als wir das Vergleichsfoto aufnehmen, wobei er sich dann doch zu einem Lächeln durchringt: „Eigentlich müsst i jetzt traurig schauen, aber des kann i gar nit.“
Horst Fankhauser ist eine leibhaftige Bergsteiger-Legende. Er war über 30 Jahre Hüttenwirt auf der nahen Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen, Bergführer-Ausbildner und bestieg quasi so nebenbei zwei Achttausender. Es gibt wohl keinen, der mit den Gipfeln, Gletschern sowie den Murmeltieren hier oben mehr verbunden ist, die Veränderungen der Landschaft emotionaler miterlebt hat. „Für mich ändert sich ein Weltbild“, meint Fankhauser. „Seit gut zehn Jahren galoppiert das Tempo, da kannst direkt zu-schauen, wie die Gletscher schmelzen.“ Für Bergführer wie ihn wandelt sich auch der Arbeitsplatz gravierend. Durch den Gletscherschwund und das zunehmende Auftauen des Permafrosts werden viele Wege akut steinschlaggefährdet oder gleich gänzlich unpassierbar, „auf die Wildgratscharte mussten wir vor acht Jahren sogar einen Klettersteig bauen“, erklärt Fankhauser, und fügt hinzu: „und mittlerweile schon drei Mal nach unten verlängern.“ Viele der ehemals klassischen Nordwand-Eistouren in der Gegend sind mittlerweile unbegehbar.
Mit einem Blick auf den zurückgezogenen Alpeiner Ferner meint Fankhauser: „Irgendein schlauer Mann hat einmal gesagt: ‚Alles hat seine Zeit.‘ Das trifft wohl auch auf die Gletscher zu. Wenn uns Gäste auf der Hütte fragen, wie wir dem Klimawandel begegnen, dann sag i immer: Wir pflanzen jetzt Palmen an und machen einen Golfplatz auf.“

5. Der Gletscherfotograf
Das Eis als Gesamtkunstwerk
Blau. Es sind vor allem die facettenreichen Schattierungen dieser Farbe, die es ihm angetan haben. „Vom fast durchsichtigen Hellblau über sattes Türkis bis hin zu Stahlblau – im Eis findest du alle Tönungen. Für mich ist das die schönste Farbe, die ich kenne“, schwärmt Robbie Shone. Er zählt zu einer Handvoll Spezialisten weltweit, auf deren Visitenkarte die Berufsbezeichnung „Höhlenfotograf“ gedruckt steht. Und die muss man sich erst mal hart erarbeiten: Über 15 Jahre lang kroch Robbie durch die meist schlammigen Höhlen seiner Heimat England, die Kamera immer im Anschlag. Und wer die Insel kennt, wird verstehen, dass der primäre Farbton dort eine Mischung aus Matschbraun und Steingrau ist. Umso faszinierter war Robbie, als er mit seinem Umzug nach Innsbruck vor fünf Jahren das Blau der Gletscher für sich entdeckte.

Wie schnell sich das Eis zurückziehen kann, hat der Fotograf zum ersten Mal am Gorner- und Aletschgletscher bei Zermatt in der Schweiz mit eigenen Augen gesehen. An vier aufeinanderfolgenden Jahren nahm Shone an Expeditionen teil, um dort die tiefen Gletschermühlen zu fotografieren. Jedes Jahr waren die Veränderungen noch deutlicher sichtbar, das Eis hatte sich zum Teil hunderte Meter weit zurückgezogen. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass es so schnell gehen kann. Und dass der Mensch der größte Treiber dieser Beschleunigung ist.“
Alle Fotos dieser Geschichte stammen von Robbie Shone selbst. Viele Male ist er dafür über ein ganzes Jahr Richtung ewiges Eis ausgerückt, und der Autor darf beeindruckt berichten: Shone kann sich eine geschlagene Stunde mit einem einzigen Eiszapfen beschäftigen, hat dabei dutzende Male den Blickwinkel verändert, die Blitze versetzt, Objektive gewechselt – bis der Zapfen in seiner ganzen Erhabenheit eingefangen ist.
Es ist genau diese Faszination für die Schönheit des Eises, die Shone antreibt: „Die Gletscher sind die letzten sichtbaren Zeichen einer vergangenen Welt, der Eiszeit. Den Gedanken, dass unsere Enkelkinder diese Formen und Farben möglicherweise gar nie zu Gesicht bekommen werden, kann ich nicht ertragen. Wir müssen die Schönheit bewahren.“ Sein Mittel zum Zweck ist die Kamera.
Gletscher: Eisige Fakten
70% des Süßwassers der Welt ist in Gletschern (inkl. Polregionen und Grönland) gespeichert. Sie sind nach den Ozeanen die größten Wasserspeicher der Erde.
1/3 des Anstieges des Meeresspiegels ist auf die weltweite Gletscherschmelze zurückzuführen.
10 m Neuschnee sind notwendig, um 1,11 Meter Gletschereis zu erzeugen.
0,1 g/cm3 Dichte besitzt frisch gefallener Schnee, Gletschereis kommt auf eine Dichte von 0,9 g/cm3.
730.000 km2 bedecken die rund 200.000 Gletscher auf unserem Planeten. Die weltweite Gletscherfläche ist damit etwa so groß wie Deutschland, Dänemark und Polen zusammen.
7.000 m pro Jahr fließt der Jakobshavn Isbræ auf Grönland und ist damit der dauerhaft am schnellsten fließende Eisstrom der Welt.
Wie gut kennen Sie sich mit Gletschern aus? Testen Sie ihr Wissen im Bergwelten-Gletscher-Quiz.
Lebendes System Gletscher
Wie entsteht eine Gletscherspalte, wie schnell bewegt sich das Eis, wie schwer wiegt Schnee?


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