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Richtiges Vergessen, richtiges Erinnern: 5 Tipps, die Sie erfolgreicher machen

Vergessen Sie, was Sie sich übers Vergessen gemerkt haben! Und erinnern Sie sich, was Sie übers Erinnern vergessen haben: dass es einfach ist, wenn man die richtigen Bilder im Kopf hat.
Text: Christian Ankowitsch, Fotos: Thomas Madreiter / 6 Min. Lesezeit
Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Unsere Zeit ist kostbar: Vergeuden wir sie nicht mit falschem Erinnern & Vergessen.
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5 Tipps für richtiges Vergessen

Es ist keine schlechte Angewohnheit, die Sie mit allen Mitteln bekämpfen sollten: Würden Sie das wirklich hinbekommen, wäre das der direkte Weg ins Verderben. Wer sich alles merkt, wird verrückt, faul oder neurotisch. Denn: Unsere Fähigkeit, Ereignisse aus dem Gedächtnis zu tilgen, ist lebenswichtig. Hier fünf Hinweise, wie das Vergessen besser funktioniert.

1. Schreiben Sie Ihren Liebeskummer auf einen Zettel und verbrennen Sie ihn!

Viele Ereignisse sind es wert, vergessen zu werden: unnötige Blamagen, miese Erfahrungen, blöde Sprüche. Psychologe Fritz B. Simon spricht sogar von der „Kunst, nicht zu lernen“. Naheliegend: Im Grunde werden psychische Probleme dadurch verursacht, dass wir im Gedächtnis behalten, was wir besser vergessen hätten.

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Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Den Liebeskummer als Brief verbrennen.

Also: Sollten Sie an Liebeskummer leiden, setzen Sie sich hin, schreiben Sie auf, was Ihnen durch den Kopf geht, und verbrennen Sie anschließend den Zettel. Nach einer Woche ist das Schlimmste ausgestanden, sagt der Therapeut Steve de Shazer. Wir Menschen denken nämlich deutlich animistischer, als wir glauben. Klappt auch mit allen anderen unerwünschten Gedanken und Erinnerungen.

2. Stellen Sie sich dumm

Normalerweise versuchen wir ja, möglichst alles zu wissen. Das hat zwei entscheidende Nachteile: Wir können von nichts mehr überrascht werden. Und wir kommen auf keine neuen Ideen mehr. Da hilft bloß, sich den folgenden Satz zu verinnerlichen: „Da stelle mer uns janz dumm.“ Der stammt aus dem Film „Die Feuerzangenbowle“, und gesagt wird er von einem klugen Lehrer zu Beginn seines Physikunterrichts.

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Weniger zu wissen, ist oft mehr.

Mit ihm fordert er seine Schüler auf, alle Besserwisserei fallen zu lassen und mit dem Nachdenken ganz von vorn zu beginnen. Gibt es also Stress in Ihrer Familie oder im Job, vergessen Sie die ganzen Vorgeschichten und schauen Sie aufs Nächstliegende. Und? Was sehen Sie? Richtig: einen Haufen liebenswerter Leute, die bloß manchmal ein wenig nerven. Gilt auch für all jene Probleme, die wir hartnäckig zu lösen versuchen. Einfach den geistigen Reset-Knopf drücken.

3. Ziehen Sie sich den falschen Handschuh an

Unsere Weltsicht wird von einer Menge Faktoren beeinflusst, von denen wir keine Ahnung haben. Zum Beispiel davon, dass wir Rechts- oder Linkshänder sind. Wir leiten nämlich aus dem einfachen Umstand, dass wir eine Hand bevorzugen, eine lange Reihe von Wertungen ab. So halten wir rechts Befindliches prinzipiell für gut. Daher auch Redensarten wie „etwas links liegen lassen“ oder „das ist aber ein linker Trick“.

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Richtig oder falsch, das ist die Frage.

Um diese mächtige Codierung auszuhebeln, genügt es, einen dicken Handschuh über die Rechte zu streifen, sodass Sie gezwungen sind, alles mit links zu machen. Binnen kurzer Zeit wird sich Ihr Bewertungsschema radikal umkehren: Von nun an werden Sie Menschen, die sich auf der linken Seite befinden, intuitiv positiv einschätzen.

4. Schaufeln Sie Gutes über Schlechtes!

Das Vergessen stellen wir uns als eine Art biologischen Verfallsprozess vor: Etwas entschwindet aus unserem Gedächtnis, so wie Salatblätter auf dem Komposthaufen verrotten. Da ist was dran. Sie können dem Ganzen aber ein wenig nachhelfen, indem Sie sich aktiv darum bemühen, etwas zu vergessen. Wie das klappt, zeigt eine Studie. Sie müssen bloß das Vergessenswerte mit einer positiven Erinnerung überdecken.

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Gutes ist besser.

Wenn Sie also eine peinliche Szene aus dem Kopf bekommen wollen, denken Sie jedes Mal, wenn die Erinnerung wieder hochkommt, an jenen freundlichen Moment, als Sie und der andere ein Herz und eine Seele waren.

5. Vergiss dich!

Wenn es ein Thema gibt, zu dem auf Teufel komm raus geforscht wird, dann „Glück“. Nahe liegend. Wer wüsste nicht gerne, wie er es anstellen soll, um ein möglichst erfülltes Leben zu führen. Es gibt mittlerweile nicht nur tausende Studien übers Glücklichwerden, sondern auch Studien über die Studien. Das heißt: Forscher haben hunderttausende Seiten durchkämmt, um etwas Gemeinsames zu finden. Und? Haben sie auch!

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Auf die Ruhe nicht vergessen.

Und zwar eine einzige Sache: Glücklich sind alle jene Menschen, die sich selbst vergessen können – also keine Sekunde mehr darüber nachdenken, wer sie sind, was sie gerade tun und wie gut bzw. schlecht sie ankommen könnten. Dann durchströmt sie das angenehmste aller Gefühle: Glück. Das Wunderbare an dieser Erkenntnis: Sie lässt sich leicht realisieren. Sie müssen bloß etwas finden, in dem Sie ganz aufgehen. Eine Runde im Park joggen. Stundenlang kochen. Sex. Meditieren. Vollkommen egal! Hauptsache, Sie vergessen, wer oder was Sie gerade sind. Und schon schweben Sie in einem Zustand absoluter Seligkeit.

5 Tipps für besseres Erinnern

Erinnern Sie sich, was Sie übers Erinnern vergessen haben: dass es einfach ist, wenn man die richtigen Bilder im Kopf hat; dass man sich nicht alles merken muss, um dennoch alles im Gedächtnis zu behalten; dass man besser Wichtiges von Unwichtigem trennt, um nicht verrückt, neurotisch oder faul zu werden. Erinnern oder vergessen? Eine Frage der richtigen Mischung: hier fünf Hinweise, wie es mit dem Erinnern besser funktioniert.

1. Spielen Sie die multimediale Orgel.

Unser Gedächtnis ist kein verstaubtes Archiv mit langen Regalen, in denen unsere Erinnerungen darauf warten, wiederhervorgeholt zu werden. Vielmehr ähnelt es einem gigantischen Netzwerk, in dem wir Geschichten, Gerüche, Geschmäcker, Bilder und Körperhaltungen miteinander verknüpfen und als Erlebnis-Knäuel abspeichern.

Sich Erinnerungen zurückholen. Foto: Thomas Madreiter
Sich Erinnerungen zurückholen.

Je dichter und intensiver es gewoben ist, umso leichter erinnern wir uns an das entsprechende Ereignis. Wer sich also eine konkrete Szene für immer einprägen will, sollte dazu alle Sinne einsetzen: riechen, schmecken, schauen, tasten, hören. So genügt es bereits, sich vor einen Teller duftender Eiernockerl zu setzen, um sich in die beschützten Tage der eigenen Kindheit zurück zu beamen.

2. Machen Sie es wie die Streber!

Wie viel wir in Vorträgen lernen und wie sehr wir bei Meetings etwas mitbekommen, hängt wesentlich davon ab, wo wir sitzen. Die besten Erinnerungsplätze befinden sich ganz vorn und in der Mitte des Auditoriums. Nach hinten sollten Sie sich keinesfalls abdrängen lassen. Dort saßen zwar in der Schule immer die Coolsten – sie glänzten aber auch mit den miesesten Noten.

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Die erste Reihe tut uns gut.

Es gibt diverse Studien, die zeigen, dass selbst jene Studenten bessere Abschlüsse machten, die gegen ihren Willen in die erste Reihe gesetzt wurden. Wollen Sie also Ihrem Kind das Leben etwas leichter machen (und sich das ewige Vokabellernen sparen), dann nerven Sie dessen Lehrer so lange, bis es vorn sitzen kann. Und Sie selber sollten bei allen wichtigen Job-Events die Ellbogen ausfahren, um vorn mit dabei zu sein.

3. Bauen Sie sich Brücken! (Es müssen ja keine für Esel sein)

Wer braucht sie nicht – Passwörter. Zumindest eines. Und zwar jenes, mit dem Sie Ihre Software starten, die die unzähligen weiteren Passwörter speichert, ohne die Sie in der digitalen Weltverloren wären. Das Problem: Dieses eine Passwort sollte von erlesener Kompliziertheit und Unerratbarkeit sein. Wie wäre es also mit diesem hier? „IhHMus-mjdPmoe99Mzw!“ Nein, das ist kein schlechter Witz, sondern ein kompliziertes, gleichwohl leicht zu merkendes Passwort.

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Gedächtnisbrücken bauen hilft beim Erinnern.

Sie müssen bloß den Sinn in ihm erkennen, dann können Sie es sich mühelos merken. Es besteht nämlich aus nichts anderem als den Anfangsbuchstaben eines längeren Satzes. Dieser lautet: IchheißeHansMeyerundsollmirjetztdiesesPasswortmerken,ohnees99Malzuwiederholen!“

PS: Vergessen Sie’s wieder, dieses Passwort. Sie müssen sich schon einen eigenen Satz ausdenken.

4. Scheuchen Sie Ihr Team zusammen.

Nein, nicht um es besser im Blick zu haben, sondern um dafür zu sorgen, dass nichts von dem kostbaren Wissen Ihrer Leute verloren geht. In Studien hat sich nämlich herausgestellt, dass wir Menschen – sobald wir über eine Türschwelle gehen – leicht vergessen, was wir eben noch wussten. Einziges Gegenmittel: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Team während der Arbeit an einem gemeinsamen Projekt in einem großen, schwellenlosen Raum sitzt.

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Zusammen vergisst man weniger.

Hintergrund dieses Phänomens: Unser Wissen ist an konkrete Räume gebunden. Eigentlich logisch, denn wir müssen nur in der Steppe wissen, wie wir Säbelzahntiger bändigen. In der heimischen Höhle hingegen ist es von Vorteil, die Kunst zu beherrschen, das eben bestandene Säbelzahntiger-Abenteuer möglichst heldenhaft an die Wand zu malen.

5. Legen Sie Ihr Handy in den Eisschrank!

Weil unsere Zeit beschränkt ist, versuchen wir seit Menschen-gedenken, möglichst viel gleichzeitig zu erledigen. Bei Alltäglichem mag das machbar und sinnvoll sein. Im Cabrio fahren, Musik hören und einen Kaugummi kauen – nichts dagegen einzuwenden. Spätestens wenn Sie sich etwas einprägen wollen, sollte es damit vorbei sein. In die Tiefen des menschlichen Erinnerungsvermögens führt nämlich eine extrem schmale (Aufmerksamkeits-)Tür.

Vergessen und Erinnern Erfolg Foto: Thomas Madreiter
Unsere Zeit ist kostbar: Vergeuden wir sie nicht mit falschem Erinnern & Vergessen.