Wir sind Planeten!
Es ist eine fremde Welt. Und doch erscheint sie uns seltsam vertraut. Ihre Landschaften besteht aus den Formen, die wir auch von der Erde kennen: Schluchten, Wüsten und Dschungel. Hier leben die phantastischsten Wesen. Und sie sind viele. Sehr viele. Der Planet hat mehr als 100 Billionen Einwohner. Sie bilden eine faszinierende Lebensgemeinschaft, ohne die der Planet nicht existieren könnte. Doch dieser fremde Planet befindet sich nicht in den Weiten des Weltalls. Dieser Planet bist Du.
90 Prozent der Zellen, aus denen ein menschliches Wesen aufgebaut ist, sind nicht menschlichen Ursprungs. Wir sind Lebewesen und Lebensraum zugleich, ein wandelndes Ökosystem. Schon auf den zwei Quadratmetern Haut, die uns durchschnittlich umgeben, leben mehr viele Mikroben als Menschen auf dem Planeten Erde.
Der Planet Mensch beherbergt ständig oder zumindest vorübergehend Mikroben, die fähig wären, ihn zu lähmen, zu vergiften, verhungern zu lassen, zu ersticken oder zu Tode zu bluten. In uns tobt ein permanenter Krieg, aber wir merken die meiste Zeit davon nichts. Den Zustand, in dem sich die nützlichen und schädlichen Besiedler unsere Körpers gegenseitig in Schach halten, nennen wir Gesundheit. Doch das Gleichgewicht ist sehr fragil. Die kleinste Veränderung im Kräfteverhältnis kann dramatische Folgen haben: Ein 0,00000000000001 Gramm leichtes Bakterium kann einen 100.000 Gramm schweren Menschen ins Jenseits befördern.
Ein 0,00000000000001 Gramm leichtes Bakterium kann einen 100.000 Gramm schweren Menschen ins Jenseits befördern.
Die Vielfalt, mit der es die Forscher zu tun haben, ist auch unvorstellbar groß: Das Erbgut jener fremden Lebewesen, die auf und ins uns leben, besteht aus hundertmal so vielen Genen wie die DNA des Menschen selbst. Außerdem variiert diese Menagerie von Mikroorganismen von Mensch zu Mensch erheblich. Da jagt es einem schon einen Schauer über den Rücken, wenn man bedenkt, dass wir ohne diese fremden Wesen gar nicht lebensfähig wären.
Der Mensch, ein Hybridwesen?
Der Mensch als Hybridwesen aus eigenen und fremden Lebensformen – diese Vorstellung beginnt sich in der wissenschaftlichen Forschung erst langsam durchzusetzen. 2008 startete das US-Gesundheitsbehörde ein fünfjährige Forschungsinitiative, das „Human Microbiome Project“, das erstmals die Erforschung des Menschen als Lebewesen und Lebensraum in das Zentrum einer großangelegte interdisziplinären Kraftanstrengung stellt. Die ersten, spektakulären Zwischenergebnisse flossen in die Konzeption dieser Dokumentation ein.
Wie wir es schaffen, diese Vielfalt an Lebensformen in und auf uns zu kontrollieren, welche faszinierenden Konflikte ständig unbemerkt ins uns ablaufen, wie Mikroben den Gang der Weltgeschichte beeinflusst haben - das zeigt diese Doku in einer völlig neu entwickelten Bildsprache in drei Dimensionen.
Diese Kombination von bildgebenden Methoden erlaubt eine Detailreichtum, der bisher undenkbar gewesen wäre. „Wir sind Planeten“ zeigt tatsächlich eine Welt, die noch ein Mensch zuvor gesehen hat. Und die uns doch so nahe ist.
Vielleicht kann dieser Film beitragen, dass wir das Bild, das wir von uns selbst haben, gründlich überdenken. Denn jeder von uns ist sein ganz spezieller, milliardenfach vernetzter Kosmos von eigenständigen Lebensformen. Und erst wenn wir alle Mitglieder dieser Lebensgemeinschaft kennen, wissen wir, was uns als Menschen wirklich ausmacht.

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