Elefanten: Im Land der durstigen Dickhäuter

Es geschah im September 2021. Ishmail Kaveterua war früh aufgestanden. Er hatte etwas Tee zu sich genommen, dann war er mit seinen Ziegen aufgebrochen. Wie jeden Morgen streifte er mit ihnen durch eine staubige Ebene, in der die Tiere den kargen Boden nach jedem Grashalm absuchen. Wie aus dem Nichts standen plötzlich mehrere Elefanten vor ihm. Einer griff sofort an. Kaveterua konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen. Doch einer seiner Hunde wurde von einem Elefanten 20 Meter durch die Luft geschleudert. Kaveterua konnte ihn nur tot bergen.

Ishmail Kaveterua, khakifarbenes Hemd, drahtige Statur, 40, ist sein Leben lang mit dem Vieh unterwegs gewesen: als Kind auf der Farm seiner Eltern, heute auf seinem eigenen Grundstück. Doch so einen Angriff hat er noch nicht erlebt. „Es ist wie ein Gewitter, wenn sie dich angreifen“, sagt Kaveterua. „Sie rollen den Schwanz ein, stellen die Ohren auf, heben den Rüssel und stampfen alles nieder, bis nichts mehr da ist.“ Wir besuchen Kaveterua an einem kühleren Julitag. Sein Dorf Otjondunda liegt in der Kunene- Region, das ist im Nordwesten Namibias. Sandige Hügel, trockene Ebenen, verdorrte Vegetation. Wir sitzen unter einer Akazie, um uns vor der Sonne zu schützen, und hören die paarigen Hufe der Ziegen im Sand. Kochtöpfe klappern, Kaveteruas Frau bereitet das Mittagessen vor. Mit zwei der vier Kinder sitzt sie an der dampfenden Kochstelle.

Kaveterua gehört zum Hirtenvolk der Herero. In seinem Garten baut er Kürbisse, Kohl, Mais, Tomaten und Wassermelonen an, wie viele Herero der Region. Doch immer öfter fällt die Ernte Elefanten zum Opfer. „Sie zerstören die Zäune, die Gärten, die Wasserrohre, die Tanks“, sagt Kaveterua. Diese Tiere hätten vor nichts Angst. Man könne nur ruhig bleiben und abwarten. Rücken die Elefanten an, verbarrikadiert sich die Familie in der Hütte. „Feuer machen, Handtücher schwingen, schreien – hilft alles nichts“, sagt Kaveterua. „Das macht sie nur aggressiver.“

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