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Haben Papageien einen Spieltrieb?

Die Vögel ringen, schlagen Purzelbäume oder versuchen, sich gegenseitig Gegenstände abzujagen. Aber warum nur?
Text: Katharina Kropshofer und Kurt de Swaaf, Fotos: Birgit Palma und Daniel Triendl / 1 Min. Lesezeit
Illustration, Papagei Foto: Birgit Palma und Daniel Triendl
Wer spielt hat mehr vom Leben.
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Corellas scheint das Leben Spaß zu bereiten. Die kleinen Kakadus fordern einander regelrecht zum Spielen auf, berichtet die Verhaltensforscherin Gisela Kaplan, emeritierte Professorin der University of New England in Armidale, Australien. „Sie machen dabei allerlei Geräusche und sind sehr vertieft in ihr Tun. Es ist offenbar ein positives Erlebnis.“, erklät Gisela Kaplan. Ein ausgeprägter Spieltrieb lässt sich auch bei anderen Tieren beobachten.

Fischotter und Raben zum Beispiel lieben es, auf Schnee „Schlitten“ zu fahren. Besonders weit verbreitet sind Spielereien allerdings unter australischen Vögeln, vor allem unter Papageienarten wie Kakadus und Corellas. Gisela Kaplan hat die Hintergründe von Spielverhalten untersucht. Die Forscherin wollte wissen, ob es einen Zusammenhang mit dem Hirnvolumen gibt.

Salopp gefragt: Neigen intelligente Tierarten eher zum Spielen als weniger kluge Spezies, wie manche Forscher vermuten?

Um Gewissheit zu erlangen, hat Kaplan 77 australische Vogelarten verglichen. Für ihre Analyse zog sie auch Fähigkeiten wie den Gebrauch von Ästchen oder Dornen bei der Nahrungssuche hinzu. Denn solcher Werkzeuggebrauch gilt ebenfalls als Zeichen von Intelligenz.

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Spielverhalten dürfte eine treibende Kraft für die Evolution des Gehirns und der Sozialkompetenz sein.

Das Ergebnis der Studie überrascht:

  • Spielverhalten geht bei Vögeln mit einem – im Verhältnis zur Körpermasse – größeren Gehirn einher. Ein solcher Zusammenhang ist in Kaplans Analyse für den Werkzeuggebrauch aber nicht erkennbar.

  • Ein weiterer Befund: Vogelarten, die zu sozialem Spiel fähig sind, leben länger. Gemeinsames Spiel gilt verhaltensbiologisch als besonders komplex. Es erfordert Einsicht in Spielregeln und Absichten eines Mitspielers sowie geschickte Bewegungskoordination. Die spielerischen Auseinandersetzungen fördern die Individualentwicklung, vermutet Kaplan. „Dabei trainiert das Gehirn den Umgang mit Stress.“ Begünstigt wird das Ganze wohl durch die längere Betreuung seitens der Elterntiere bei Kakadus. Das Spielverhalten dürfte wesentlich für die Evolution des Hirns und der Sozialkompetenz sein.

  • „Werkzeugnutzung fällt möglicherweise in eine andere Kategorie“, mutmaßt Gisela Kaplan. Nützlich, gewiss. Aber wirklich schlau werden die Kakadus durch ihr Spiel.

Diese Geschichte erschien erstmals im Terra Mater Magazin, September 2021.

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