Ein Wunder namens Komodowaran

Was Bryan Fry im Zoo von Singapur sah, war beängstigend und faszinierend zugleich: Ein Komodowaran hatte einen Tierpfleger gebissen, der Mann blutete aber „viel stärker, als das angesichts der Verletzung zu erwarten war“, erinnert sich Fry. Was war da los? Der Zoologe stellte ein Forscherteam zusammen und machte sich an die Arbeit.
Warane schnappen ihre Beute mit dem Maul, lassen sie aber gleich wieder los. Dann folgen sie dem Flüchtenden – in einigem Abstand, aber hartnäckig. Sie wissen nämlich: Gleich kippt das Tier um. Sobald es so weit ist, beginnt die Mahlzeit.
Lange erklärten Forscher diese Jagdmethode so: Mit dem Biss würden tödliche Bakterien aus dem Drachenrachen auf das Opfer übertragen. Fry sah genauer nach und entdeckte schließlich im Unterkiefer der Tiere das wahre Mordwerkzeug: sechs Giftdrüsen. Deren dünne Leitungen münden nicht in den Spitzen von Giftzähnen (wie das etwa bei Giftschlangen der Fall ist), sondern in den Zahnzwischenräumen.
Von dort gelangt das Gift in die Bisswunde des Opfers und löst einen extremen Blutdruckabfall aus. Zudem hemmt es die Blutgerinnung. Und damit war das Rätsel gelöst, das Fry seit jenem Tag im Zoo von Singapur verfolgt hatte.
Heimisch sind die Tiere auf einer Handvoll indonesischer Inseln, darunter eben auch auf Komodo. Hierher locken sie immer mehr Touristen, zuletzt waren es sogar zu viele. 2020 dürfen deshalb gar keine Gäste mehr auf die Insel kommen – das Ökosystem soll sich erholen.
Fry, der heute in Australien forscht, sieht das mit gemischten Gefühlen: „Die lokale Bevölkerung wird die Echsen langfristig nur dann schützen, wenn sie ihnen Einnahmen bringen.“ Nach dieser Logik könnte das gut gemeinte Tourismus-Embargo die Warane plötzlich wertlos erscheinen lassen.
Besondere Merkmale des Komodowaran
Dickkopf: Die Schädelanatomie ist darauf ausgelegt, die Zugkraft eines sich windenden Beutetiers auszuhalten. Die rohe Beißkraft der Warane ist jedoch, verglichen mit der von Krokodilen, schwach.
Biss mit Schliff: Mikroskopaufnahmen der Zähne zeigen eine starke, wellenschliffartige Kerbung im Kauwerkzeug. Damit reißen Warane besonders saftige Wunden.
Immer der Zunge nach: Durch intensives Züngeln nehmen die Warane den Duft von Aas wahr, selbst wenn dieses weit entfernt verwest. Tote werden deshalb auf Komodo angeblich besonders tief bestattet, damit die Warane sie nicht riechen und ausgraben.
Wie läuft's? Die Krallen sind stark genug, um im vulkanischen Gestein der Inseln graben zu können. Einziehen können Warane ihre Krallen nicht, trotzdem erreichen sie im Lauf ein Tempo von 20 Kilometern pro Stunde.
Kein Ende in Sicht: Durchschnitts-Warane wie dieser hier sind um die zwei Meter lang. Kriegen sie aber reichlich Wildschweine und Hirsche, wachsen sie einfach weiter. Das größte seriös vermessene Exemplar maß furchterregende drei Meter.
Übersicht Komodowaran – Varanus komodoensis
Vorkommen | Kleine Sundainseln, Indonesien |
gefährdet | |
Population | rund 6.000 Exemplare |
Ohne Rang | Toxicofera |
Ohne Rang | Schleichenartige (Anguimorpha) |
Familie | Varanidae |
Gattung | Warane (Varanus) |
Untergattung | Varanus |
Art | Komodowaran (Varanus komodoensis) |
* International Union for Conservation of Nature

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