Der Cactus Cop von Arizona

In einem schmucklosen Büro östlich von Tucson, Arizona, sitzt ein Mann und betrachtet zwei Grapefruits. Die Früchte auf dem Tisch vor ihm sehen identisch aus, sie sind gleich groß, gleich gelb und gleich reif. In eine der beiden hat der Mann vorhin einen winzigen Transponder injiziert. Dann hat er die beiden Grapefruits mit geschlossenen Augen vor sich auf dem Tisch hin und her gerollt, eine ganze Weile lang hat er das gemacht. Jetzt versucht er, die präparierte Frucht zu erkennen, was ihm nicht gelingt.
Weil der implantierte Sender klein ist und die Einstichstelle kaum zu erkennen. Weil man sie nur sehen kann, wenn man weiß, wo man suchen muss. Ansonsten lässt sich die elektronisch gesicherte Grapefruit nur mit einem speziellen Lesegerät identifizieren: Nähert man sich mit diesem, ertönt ein schriller Warnton und auf dem Display erscheint die fünfzehnstellige ID-Nummer des implantierten Transponders. Der Mann mit den Grapefruits löst er zufrieden sein Walkie-Talkie vom Gürtel. „Ihr könnt loslegen“, spricht er dort hinein, „die neuen Tags funktionieren einwandfrei.“

Ray O’Neill ist Chief Ranger in Tucsons Saguaro-Nationalpark und hat mit Grapefruits eigentlich nichts zu tun. Sein Spezialgebiet sind Kakteen: Saguaros, die Namensgeber des Nationalparks; der deutsche, kaum verwendete Name ist Kandelaberkaktus. Die größte Kakteenart der USA wird bis zu zwanzig Meter hoch und kann so viel wiegen wie drei Mittelklasselimousinen – bis zu sechs Tonnen.
Die ersten siebzig Jahre ihres langen Lebens wachsen Saguaros in Zeitlupe pfeilgerade Richtung Himmel. Erst dann bildet sich der erste jener legendären Arme, mit denen sie später aussehen wie Kassiere im Wilden Westen, auf die ein Bankräuber seinen Revolver gerichtet hat. Vermutlich werden Saguaros bis zu zweihundert Jahre alt und ein ausgewachsenes Exemplar kann bis zu zwanzig solcher Arme haben (die botanisch betrachtet eigentlich Zweige sind). Jeder davon wiegt hundert Kilo oder mehr.

Trotz dieser Dimensionen müssen O’Neill und seine Ranger die Kakteen mithilfe von Transpondern überwachen: Saguaros werden nämlich gestohlen. Immer mehr, immer öfter, immer dreister. Natürlich existiert für seltene Kakteenarten längst ein florierender Schwarzmarkt. Saguaros aber sind nicht selten – sie sind einfach bloß majestätisch aussehende Pflanzen, der kaktusgewordene Mythos vom Wilden Westen. Deswegen blüht der illegale Handel auch mit ihnen.
Und zwar weltweit: In China oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch in Los Angeles oder Las Vegas gibt es genügend Hausbesitzer, die für ein stattliches Exemplar mit schön gewachsenen Armen 10.000 Dollar und mehr zahlen. Vor ein paar Jahren verschwanden innerhalb weniger Monate geschätzte 100.000 Kakteen aus der Chihuahua-Wüste zwischen Arizona, Westtexas und Mexiko. Der WWF hält den illegalen Handel mit Saguaros für ein Multi-Millionen-Dollar-Geschäft.
Und für eines, das keinerlei Grenzen kennt. Wegen solcher Geschäfte überwachen die Ranger die Kakteen. Mittlerweile tragen viele tausend Exemplare im Park Transponder in ihrem Fleisch, mit deren Hilfe sie auch noch nach Jahren noch eindeutig identifiziert werden können – ein Umstand, der auf Diebe abschreckend wirken soll.

Ein Klischee von einem Kaktus
Warum ist der Saguaro so beliebt? Weil er jener Kaktus ist, an den man denkt, wenn man die Augen schließt und an einen Kaktus denkt. John Fords Western mit John Wayne, Lucky Luke-Comics, Zigarettenwerbespots und Videoclips haben den Saguaro zur Ikone gemacht, und als er das erst einmal war, hat die Souvenirindustrie dafür gesorgt, dass Carnegiea gigantea auch noch zum Werbeträger wurde.
An jeder Tankstelle Arizonas bekommt man ihn als Plüschkaktus, Lutscher und Kühlschrankmagneten, es gibt ihn als Schlüsselanhänger, als aufblasbares Strandspielzeug und sogar als Superhelden: In „Saguarrior“ (einem Kunstwort aus „Saguaro“ und „Warrior“) verwandelt sich der Veterinär Dr. Wolfe während einer Fahrt durch Arizonas Wüste plötzlich – „UNGHHH!“ – in einen Saguaro und beschießt die Bösen dieser Welt fortan – „FFFFZZZUU!“ – mit Stachelprojektilen. Ganz offiziell wirbt Arizona als Grand Canyon State um Touristen. 70 Prozent aller Reisenden geben in Umfragen jedoch an, sie wollten in Arizona vor allem Saguaros sehen. Kein Problem.

Im Gegenteil: Wenn man in der richtigen Region unterwegs ist, sieht man vor lauter Saguaros Arizona kaum noch. Im Südwesten wächst die Pflanze zwischen Yuma und Nogales beinahe durchgehend gestaffelt entlang der Grenze zu Mexiko. Auch weiter nördlich gedeiht sie prächtig, bis das allmählich ansteigende Land mit seinen häufigeren Frostnächten ihrem Lebensraum Grenzen setzt. Vor allem die Senken und Hügelflanken rund um Tucson aber sind gespickt mit den großen Kakteen. „Planted people“ hat der Wüstenphilosoph Edward Abbey die Saguaros genannt.
Abends, wenn die tief stehende Sonne die Konturen verschwimmen lässt und sich ein rot-goldener Dunst über die Wüste legt, sieht es aus, als hätte eine gewaltige Armee schweigender Posten Wache bezogen.

Dass man einen Saguaro trotzdem nicht einfach ausgraben darf, regelt der Arizona Native Plant Act. Das Gesetz stellt alle Pflanzenarten unter Schutz, die „anfällig für Schäden oder Vandalismus“ sind. Ohne Genehmigung des zuständigen Department of Agriculture darf niemand einem Saguaro auch nur einen Stachel krümmen.
Jede Pflanze, die den Planierraupen für Tucsons immer neue Vororte im Wege steht, muss gekennzeichnet, fachmännisch entfernt und an anderer Stelle wieder eingesetzt werden. Und jeder offiziell gehandelte Saguaro braucht eine amtliche Banderole, selbst die daumengroßen Exemplare in den Souvenirläden am Airport in Phoenix.
Auch Hausbesitzer benötigen eine Genehmigung, bevor sie einem Kaktus auf ihrem Grund und Boden zu Leibe rücken dürfen. Wer gegen das Gesetz verstößt und beispielsweise beim Transport eines Saguaros über die Bundesstaatsgrenze hinüber nach Kalifornien erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe von 100.000 Dollar rechnen. Und zuvor mit einem Besuch von Scott A. Schade: Der ist Special Investigator im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums und damit Arizonas offizieller Cactus Cop.

Der Beschützer der Kakteen
Kurz geschnittenes graues Haar, stechend blaue Augen, Stiefel, Pistolenhalfter und eine polierte Dienstmarke mit der Sonne aus Arizonas Staatsflagge: Schade sieht ziemlich genau so aus, wie man sich einen amerikanischen Elitepolizisten vorstellt. Gerade steigt er aus seinem Pick-up und klopft sich mürrisch den Staub von der Hose.
Schichtende eines ziemlich beschissenen Tages: keine Verhaftung, keine beschlagnahmten Kakteen, noch nicht einmal am Straßenrand deponierte Saguaros, nichts, gar nichts. Deponierte Saguaros? „Das ist üblich. Gestohlene Kakteen dieser Größe tagsüber zu transportieren wäre viel zu auffällig. Das passiert nachts.“
Schade macht das fast jeden Tag im Jahr: auf ausgedehnten Patrouillefahrten nach gestohlenen Saguaros fahnden. Genehmigungen kontrollieren. Etiketten an Kakteen überprüfen. Verdächtige festnehmen. Bis vor kurzem waren sie zu zweit, aber jetzt ist der Kollege in Rente, und Schade weiß noch nicht, ob die Stelle neu besetzt wird – Budgetkürzungen, wie überall.

Gestohlene Kakteen dieser Größe tagsüber zu transportieren wäre viel zu auffällig. Das passiert nachts.
Scott A. Schade, Cactus Cop
Viele Bewerber würde es sowieso nicht geben – wer will schon sein Berufsleben zwischen Kakteen verbringen? Lastwagen kontrollieren? Nachts über staubige Pisten holpern? Doch: „In der Dunkelheit hast du die besten Chancen, Diebe zu erwischen.“ Schade holt sein Nachtsichtgerät aus dem Handschuhfach. Daneben liegt ein weiterer Revolver und hinter den Vordersitzen sind in Kopfhöhe auch noch zwei Gewehre befestigt.
„Die meisten Kaktusdiebe arbeiten im Auftrag. Das sind Drogenabhängige, die sich mit den gestohlenen Pflanzen ihren Bedarf finanzieren. Die sind unberechenbar. Und oft auch bewaffnet.“
Wüchsen die Saguaros anderswo in den USA, in Wisconsin oder Oklahoma zum Beispiel, hätten die Fahnder eine große Sorge weniger. Weil sie aber unmittelbar an einer der gefährlichsten Grenzen der Welt arbeiten, ist die Suche nach Kaktusdieben ein Spiel mit dem Feuer. Schließlich nutzen nicht nur diese die Nächte an der amerikanischmexikanischen Grenze für ihre Aktivitäten, sondern auch schwerbewaffnete Drogenkuriere der Kartelle und Menschenschmuggler.
Im Organ Pipe State Monument, einem Kaktuswunderland zweihundert Kilometer südlich von Phoenix, starb vor ein paar Jahren ein Ranger bei einer Patrouille im Kugelhagel. „Wenn du für Kakteen dein Leben aufs Spiel setzen willst, musst du diese Pflanzen schon verdammt lieben.“

Die meisten Kaktusdiebe arbeiten im Auftrag. Das sind Drogenabhängige, die sich mit den gestohlenen Pflanzen ihren Bedarf finanzieren. Die sind unberechenbar.
Scott A. Schade, Cactus Cop
Schade tut das. Man kann das sehen. Wenn er über Saguaros spricht, schleicht sich ein warmer Ton in seine sonst schneidende Stimme, fühlt er sich unbeobachtet, sieht er sie beinahe zärtlich an. Der Mittfünfziger war TWA-Pilot, wechselte anschließend zur Highway Patrol, wurde State Trooper und nun also Cactus Cop – und ist damit geografisch dort gelandet, wo er immer hinwollte, seit er als kleiner Junge das erste Mal mit seinen Eltern im Südwesten Nordamerikas Urlaub gemacht hat. „Da sah das hier allerdings noch komplett anders aus. Damals gab es noch viel mehr Kakteen. Und viel weniger Leute.“
In den Sechzigerjahren hatte Tucson gerade einmal 200.000 Einwohner. Wie andere Städte im staubtrockenen Südwesten der USA erlebte es ab den Achtzigerjahren einen gewaltigen Boom, als immer mehr Menschen aus dem kalten Mittelwesten in die Wüste zogen. An den Rändern der Stadt entstanden immer neue Siedlungen; heute leben im Großraum Tucson weit über eine Million Menschen.

Und wer will sich schon einen Kaktus in den Garten setzen, der erst 2070 aussieht wie ein echter Saguaro?
Scott A. Schade, Caktus-Cop
Weil das Wasser knapper wird, hat sich eine Generation von Landschaftsarchitekten auf sogenannte Wüstengärten für neu gebaute Häuser spezialisiert. „Und die Krönung eines solchen Gartens ist …?“ Schade legt eine Pause ein und überlässt die rhetorische Antwort dem Zuhörer.
„Und wenn sie ihr Haus dann für drei Millionen Dollar auf den Immobilienmarkt bringen, ist ein Saguaro im Garten ein Argument, das bei jedem Interessenten aus Minnesota oder North Dakota zieht.“ Natürlich könne man auch größere Kakteen legal in großen Gärtnereien kaufen.
Bloß sei die Nachfrage nach ausgewachsenen Exemplaren viel, viel größer als das Angebot. „Und wer will sich schon einen Kaktus in den Garten setzen, der erst 2070 aussieht wie ein echter Saguaro? Da nimmt man dann lieber das Angebot an, das einem der Mann mit dem provisorischen Verkaufsstand am Straßenrand macht.“

Wenn du für Kakteen dein Leben aufs Spiel setzen willst, musst du diese Pflanzen schon verdammt lieben.
Scott A. Schade, Cactus Cop
Um einen Saguaro zu stehlen, braucht man einen Lastwagen mit Seilwinde, ein paar kräftige Männer, eine Leiter und alte Teppiche. Die werden um die Pflanze gewickelt und mit Draht festgebunden.
Um auf einer möglichst großen Oberfläche Wasser aufnehmen zu können, besitzen Saguaros ein flaches, filigranes Wurzelsystem, deshalb kann man sie relativ leicht ausgraben. Ist das geschehen, lässt man den Kaktus auf die Ladefläche kippen und zieht ihn anschließend mit der Winde hinauf, wo er dann vertäut wird.
Das alles muss schnell gehen und birgt erhebliche Gefahren: Weil die schweren Arme dem riesigen Kaktus oft ein Übergewicht auf einer Seite geben, kippen ausgegrabene Saguaros gern unvermittelt um. „Und wenn du einen abgebrochenen Arm auf den Kopf bekommst“, meint Schade, „musst du dir um den Abtransport deiner Beute keine Sorgen mehr machen.“


Ein gutes Netzwerk hilft bei der Arbeit
Weil Schade allein arbeitet und mit seinem Pick-up nicht überall gleichzeitig sein kann, ist er auf ein Netzwerk von Helfern und Informanten angewiesen. Nationalpark-Ranger Ray O’Neill und sein Team gehören dazu – natürlich –, aber auch Naturschützer, Hobbybotaniker, Mountainbiker, Jäger und andere, die in der Natur unterwegs sind.
All diese Kakteenfreunde alarmieren sich untereinander, wenn sie abgelegte Saguaros an einem Wanderwegparkplatz entdecken oder verdächtige Sonderangebote in einer Gärtnerei. Am Ende der Alarmkette klingelt dann Schades Telefon. Seine Arbeitgeber veröffentlichen keine Zahlen; angeblich hat es in den vergangenen Jahren über zweihundert Festnahmen gegeben.
Ohne die vielen Informanten wäre er bei seiner Arbeit jedenfalls auf das Trial and-Error-Prinzip angewiesen, meint Schade. Ohne Zeugenaussagen oft auch. „Wenn ich die Diebe nicht zufällig beim Ausgraben erwische, wird es kompliziert. Auf Kakteen findet man ja leider keine Fingerabdrücke. Da hilft es sehr, wenn beispielsweise ein Jogger die Diebe beobachtet hat.“

Wenn ich die Diebe nicht zufällig beim Ausgraben der Seguaros erwische, wird es kompliziert.
Scott A. Schade, Cactus Cop
Old Grandad
Die Liebe der Menschen zu den Saguaros ist übrigens verhältnismäßig frisch: Bis vor ein paar Jahrzehnten hat das Schicksal der Riesenkakteen niemanden interessiert. Frühe Arizona-Reisende staunten über mit Pfeilen gespickte Saguaros, Golfer nahmen sie bei ihren Abschlägen vom Tee ins Visier, angeheiterte Kneipengänger ballerten ihnen die Arme ab.
Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückten die Saguaros erst, als ein Ehepaar aus Oregon Mitte der Achtziger vergeblich nach seinem Lieblingskaktus Ausschau hielt. Zweihundert Jahre lang hatte Old Grandad in der Nähe des Ortes Quartzsite gestanden, ein Baum von einem Kaktus, mit einer seltenen Verformung an der Spitze, die wie ein Fächer aussieht, was unter hunderttausend Exemplaren nur ein einziges Mal vorkommt.
Neun Jahresurlaube hintereinander hatten sich Roy und Rosslee Crockett zusammen mit Old Grandad fotografiert. 1986 jedoch war der Kaktus verschwunden. Die Crocketts alarmierten den Sheriff – und lösten die größte Suchaktion aus, die je einer Pflanze in Arizona zuteil wurde.
Am Ende wurde der steckbrieflich gesuchte Old Grandad in einer Gärtnerei in Las Vegas aufgespürt, 15.000 Dollar sollte er kosten. Das Paar, das ihn ausgegraben und verkauft hatte, wurde zu sechs Monaten Haft verurteilt. Und der Medienrummel führte dazu, dass man sich plötzlich um Saguaros kümmerte. Old Grandad half das alles nicht mehr. Er verstarb kurz nach seiner Rettung in einem botanischen Garten in Phoenix.

„Die Chancen, dass ein ausgewachsener Saguaro ein Umsetzen überlebt, liegen bei zehn bis zwanzig Prozent.“ Das sagt Steven Smith, ein – ach was: der Kaktusexperte an Tucsons University of Arizona. Smith beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie Kakteen auf veränderte Umweltbedingungen reagieren – was bei den Saguaros meistens einen neuen Standort in einem Neubaugebiet von Vegas oder Scottsdale meint.
Dass ein Großteil der gestohlenen Kakteen nicht wieder anwachse, sei das Schlimmste am illegalen Handel mit den Pflanzen, sagt Smith. Fast immer zerstörten die Diebe beim Ausgraben nämlich das Wurzelwerk. „Kommt der Kaktus dann beim Kunden an, ist er eigentlich schon so gut wie tot. Das sieht man ihm aber nicht an. Man könnte einen Saguaro auch einbetonieren, und er würde trotzdem noch Jahre lang völlig gesund wirken.“
Wenn die Hausbesitzer dann irgendwann merkten, dass ihr Kaktus braun wird, würde eben ein neuer besorgt. „Wenn diese Leute ihren Porsche zu Schrott fahren, haben sie eine Woche später ja auch einen neuen. Allein schon, damit die Nachbarn es sehen.“
Früher, meint Smith, habe ein Gemälde von Charles M. Russell – berühmt für seine Darstellungen des amerikanischen Westens – oder eine prachtvoll gewebte Navajo-Decke zur Ausstattung einer Villa in Scottsdale gehört, heute seien es zwei 150 Jahre alte Saguaros neben dem Pool. „Aus Arizonas Staatssymbol ist längst ein Statussymbol geworden.“

Die Seguaros werden noch hier sein, wenn alle anderen weg sind. Auch der Mensch.
Steven Smith, Kaktusexperte an Tucsons University of Arizona
Sorgen um die Spezies Carnegiea gigantea (die übrigens tatsächlich nach dem New Yorker Stahlmagnaten und Mäzen benannt ist, der viel Geld für die botanische Forschung spendete) macht Smith sich trotz allem nicht. Studien, nach denen der Saguaro in 40 Jahren ausgestorben sein könnte, hält er für alarmistisch und reichlich übertrieben.
„Solange die Art gesetzlich geschützt ist, müssen wir uns da keine Gedanken machen.“ Erst recht nicht, weil die Saguaros zu den Gewinnern des Klimawandels zählten. Im Grunde, meint Smith, seien diese Kakteen tropische Pflanzen, unterwegs auf einem langen Marsch Richtung Norden.
Ihre Urahnen wuchsen als kleine tropische Bäume in der Nähe des Äquators. 67 Millionen Jahre später stehen ihre ersten Linien heute in den Hügeln von Roosevelt und Wickenburg und harren dort aus, bis es eines Tages auch weiter nördlich in Arizona keine Frostnächte mehr geben wird. Saguaros haben Geduld. Saguaros können warten. „Sie werden noch hier sein, wenn alle anderen weg sind“, meint Smith. „Auch der Mensch.“
Diese Geschichte erschien erstmals im Terra Mater Magazin 4/2016.

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