Als die Welt zur Kugel wurde

Wie alles begann
Die großen Entdecker treibt vor allem zweierlei an. Die Suche nach fremdländischen Gewürzen und das Vermögen, das damit zu machen ist. Und der Zweifel an der damals geläufigen Geographie, die westlich von Europa eine undurchdringliche Wasserwüste vermutet und eine Umrundung Afrikas für unmöglich hält – weil dieses bis zum Pol reichen sollte und mit der Terra Australis verwachsen wäre. In Portugal ist Enrique der Seefahrer Vorreiter für eine neue Geographie. Der Königssohn sammelt Karten, Bücher und Geschichten, lässt Instrumente anfertigen, fördert die Kunst des Schiffbaus. Als er 1460 stirbt, sind die Grundlagen gelegt für Portugal als Seefahrernation: 1487 erreichte Bartolomeu Dias die Südspitze Afrikas, das Kap der Guten Hoffnung. 1498 landet Vasco da Gama als Erster in Indien. 1513 sieht Núñez de Balboa von der Höhe von Darién in Panama herab als erster Europäer den Pazifischen Ozean.
Nur eine Tat ist noch übriggeblieben, die letzte, die schönste, die schwerste: auf ein und demselben Schiff den ganzen Erdball zu umrunden und damit gegen alle Kosmologen und Theologen der Vergangenheit die Rundform unserer Erde zu messen und zu erweisen – sie wird die Lebensidee und das Schicksal des Fernão de Magelhaes [sic] sein, den die Geschichte Magellan nennt.
Der Portugiese Magellan, wahrscheinlich um 1480 in Porto geboren und von niedrigem Adel, reist ab 1505 mit Portugals Kriegsflotte als Soldat nach Indien. 1509 bricht er wieder auf, erleidet bei der Rückfahrt Schiffbruch. Man wird auf ihn aufmerksam, den kühnen, strategischen Seefahrer. 1511 ist er bei der Zerstörung Malakkas in Malaysia dabei und kehrt mit einem Sklaven, Enrique, zurück. 1513 wird Ferdinand Magellan in Marokko verwundet, 1517 fällt er bei König Manuel I. in Ungnade.
Magellan weiß in dem Augenblicke, da er wie ein abgewiesener Bettler den Palast seines Königs verläßt: er darf nun nicht länger warten und zögern. Mit fünfunddreißig Jahren hat er alles erlebt und erfahren, was ein Krieger, ein Seemann im Felde und auf dem Meere erlernen konnte.
Viermal hat er das Kap umfahren, zweimal von Westen, zweimal von Osten. Unzählige mal ist er knapp vor dem Tode gestanden, dreimal hat er das kalte Metall feindlicher Waffe im warmen, blutenden Leibe gefühlt. Unermeßlich viel Welt hat er gesehen, er weiß mehr von dem Osten der Erde als alle berühmten Geographen und Kartographen seiner Zeit. Er ist durch fast zehnjährige Erprobung bewährt in jeder Technik des Kriegs, er ist geschult, das Schwert zu handhaben und die Arkebuse, das Steuer und den Kompaß, das Segel und die Kanone, das Ruder, den Spaten und die Lanze. Er kann Portolane lesen, das Senkblei führen und nicht minder exakt als ein »Meister der Astronomie« die nautischen Instrumente bedienen. Was andere nur neugierig in Büchern lesen, endlose Windstillen und vieltägige Zyklone, Seeschlachten und Landschlachten, Belagerungen und Plünderungen, Überfall und Schiffbruch, all das hat er mittätig erlebt.
Der geteilte Globus
Zu Magellans Zeit ist die bekannte Welt von Papst Alexander VI. durch den Vertrag von Tordesillas – erstellt im Jahr 1494 – in zwei Einflusssphären geteilt, von Pol zu Pol und entlang einer Demarkationslinie, die dem heutigen 46. westlichen Längengrad entspricht. Das (künftige) spanische Gebiet sollte westlich dieser Linie, das portugiesische östlich davon liegen. Eine zweite Grenze dieser Art wird im Jahr 1529 entlang des (heutigen) 142. östlichen Längengrads festgelegt, wodurch etwa die Gewürzinseln, die Molukken, Eigentum der Portugiesen sind, trotz zunächst anderslautender spanischer Begehrlichkeiten.
Der gedemütigte Magellan will Carlos I., seit 1516 König von Spanien und ab 1519 als Karl V. auch römisch-deutscher König (später Kaiser), die reichsten Inseln der Welt offerieren und den kürzesten Weg zu ihnen, um den Preis einer Flotte. Ein hoher Preis: Sein Leben lang wird Magellan von Portugal als ehrloser Überläufer betrachtet, zumal er wesentliche Informationen für sein Vorhaben aus der Tesoreria, dem Geheimarchiv des Königs in Lissabon, bezogen hat.
Ins Zeitgenössische übersetzt, hat Magellan in seiner Eigenschaft als portugiesischer Edelmann und früherer Kapitän der portugiesischen Flotte kein geringeres Delikt begangen, als wenn heute ein Offizier geheime Generalstabskarten und Mobilisationspläne einem rivalisierenden Nachbarstaat überlieferte. Aber der schöpferische Mensch untersteht anderem und höherem Gesetz als dem bloß nationalen. Wer ein Werk zu schaffen, wer eine die ganze Menschheit fördernde Entdeckung oder Tat zu vollbringen hat, dessen wahre Heimat ist nicht mehr sein Vaterland, sondern sein Werk.
Aber man verachte den Irrtum nicht! Immer kann, wenn vom Genius berührt, wenn vom Zufall geführt, auch aus dem narrenhaftesten Irrtum eine höchste Wahrheit entstehen.
Stefan Zweig im Roman „Magellan: Der Mann und seine Tat“, 1938
Magellan glaubt, eine noch unbestätigte Durchfahrt an der Südspitze Südamerikas entdeckt zu haben, einen paso, der einen westlichen Weg zu den Gewürzinseln erlaubt. Die Beweise stammen aus der Tesoreria: Karten, Portolane und Logbücher von Expeditionen nach Brasilien. Die Karte des berühmten Kosmographen Martin Behaim, 1494 Schöpfer eines Globus namens „Erdapfel“. Der Globus Johannes Schöners, der schon 1515 eine Durchfahrt (an unrichtiger Stelle) zeigt. Magellan kennt auch ein deutsches Flugblatt, die „Copiader Newen Zeytung aus Presillg Landt“, das von einer Durchfahrt am 40. Breitengrad spricht. Die tatsächliche Durchfahrt liegt jedoch nahe dem 52.Breitengrad. Was im Flugblatt beschrieben wird, ist die Mündung des Río de la Plata: Magellans Plan fußt auf einem Irrtum.
Aber man verachte den Irrtum nicht! Immer kann, wenn vom Genius berührt, wenn vom Zufall geführt, auch aus dem narrenhaftesten Irrtum eine höchste Wahrheit entstehen.
Die Flotte
Am 22. März 1518 unterschreibt Carlos I. den Vertrag mit Magellan. 265 Männer besteigen 18Monate später in Sanlúcar de Barrameda nahe Cádiz fünf Schiffe namens „San Antonio“, „Concepción“, „Victoria“, „Santiago“ und „Trinidad“, letztgenanntes ist das Flaggschiff. Sie sind vollbäuchig, behäbig und so robust, dass sie auch härteste Stürme überstehen. Magellan versucht bei ihrer Ausstattung an alles zu denken:
Er wußte, daß auch das winzigste Objekt, das bei der Abfahrt durch Leichtsinn oder Gedankenlosigkeit vergessen würde, unwiderruflich für die ganze Dauer der Reise vergessen blieb; in diesem besonderen Fall gab es für ein einmal gemachtes Versehen oder Übersehen keine Korrektur mehr, keinen Ersatz, keine Sühne.
Deshalb ist es eine Menge, die Magellan für seine Mannschaft auf die fünf Schiffe verlädt: 21.380 Pfund Schiffszwieback, 5.700 Pfund gepökeltes Schweinefleisch, 200 Fässer Sardellen, 984 Laibe Käse,450 Schnüre Knoblauch, sieben lebende Kühe, 417 Schläuche und 253 Fässer Wein und 18 Zentner Rosinen. Dazu als Ersatzteile und Ausrüstung Anker, Taue, Eisen, Blei, 40 Wagenladungen Holz, Teer, Pech, 14.000 Pfund Kerzen, Stämme für neue Mäste, Sackleinwand für frische Segel, Zangen, Sägen, Hämmer, Schaufeln, Angelhaken, Harpunen, Fischernetze, Kompasse, Stundengläser, Astrolaben (Vorläufer des Sextanten), 15 leere Bücher, Reiseapotheke (inklusive Schröpfzangen), 89 Laternen und 12 Sanduhren. Nicht zu vergessen Plunder wie Trommeln, Fiedeln, Pfeifen, Dudelsäcke, 20.000 Glocken und Glöckchen, 900 kleine Spiegel, 400 deutsche Messer, Messingarmringe sowie falsche Edelsteine. Und zur Verteidigung brachte man Folgendes an Bord: 58 Feldgeschütze, sieben Feldschlangen, 3 Mörser, 50 Zentner Pulver, diverse Kanonenkugeln, 100 Rüstungen mit Arm- und Schulterstücken, 60 Wurfmaschinen, 50 Kugelgewehre, 95 Dutzend Speere und 1.000 Lanzen.
Nie ist eine historische Tat schon vollendet, wenn sie vollzogen wird, sondern immer erst, wenn sie der Nachwelt überliefert wird.
Stefan Zweig im Roman „Magellan: Der Mann und seine Tat“, 1938
Die Gesamtkosten lagen bei rund 8 Millionen Maravedis (Ms.). 3,9 Mio. Ms. kosteten die fünf Schiffe der Flotte samt allen Gerätschaften, 1,15 Mio. Ms. wurde für 237 Personen (Matrosen, Offiziere, Kapitäne) an Sold für vier Monate ausbezahlt. Nimmt man den Durchschnittsmonatslohn der Besatzung von 1.200 Ms. (der natürlich falsch ist, weil Offiziere mehr verdienen), erahnt man das damalige Lohnniveau: Eine Kuh kostete 1520 etwa 2.000Ms.
Magellans Sklave Enrique ist ebenso an Bord wie der junge Schiffsschreiber Antonio Pigafetta, den Carlos I. empfohlen hat. Aus gutem Grund:
Nie ist eine historische Tat schon vollendet, wenn sie vollzogen wird, sondern immer erst, wenn sie der Nachwelt überliefert wird.
Zwei Tage vor der Ausfahrt verfasst Magellan, der tatsächlich auf alles Bedacht nimmt, sein Testament:
…ein leeres nichtiges Blatt wird Magellans letzter Wille bleiben… Nur die Tat, die er selbst erfüllte, wird den Weltfahrer überdauern und einzig die ganze Menschheit ihm ein Erbe zu danken haben.
Die Lücke
Am 20.September 1519 sticht Magellan in See. Erst Afrikas Westküste folgend, überquert er den Atlantik und segelt Südamerikas Küste entlang nach Süden. Anfang Jänner rettet er sich vor Stürmen in die Mündungsbucht des Río de la Plata und erkennt ratlos: Alle Karten und Berechnungen sind falsch – der Durchgang muss tiefer im Süden liegen. Weiter geht es, Richtung Kälte. Kühl auch Magellans Führungsstil, der die Mannschaft immer heftiger gegen ihn aufbringt. Am 49. Breitengrad, in der Bucht San Julián in Patagonien, befiehlt Magellan schließlich das Winterquartier aufzuschlagen und weiter nach einer Lücke zu suchen, was zunächst durch eine Meuterei verhindert wurde: Am 1. April 1520 wollen drei von Carlos I. mitgeschickte spanische Kapitäne den Portugiesen überrumpeln, doch der gewinnt blutig die Oberhand: Luis de Mendoza, der Kapitän der „Victoria“, stirbt während der Meuterei; Gaspar Quesada, der Kapitän der „Concepción“, wird enthauptet; Juan de Cartagena, Kapitän der „San Antonio“, ausgesetzt. War Magellan dabei im Recht?
Hätte Magellan den Durchgang nicht gefunden, seine Tat nicht vollbracht, so wäre die Beseitigung der spanischen Kapitäne, die gegen sein gefährliches Abenteuer Einspruch erhoben, als blanker Mord gewertet worden. Da aber Magellan seine Leistung recht gegeben und ihm Unsterblichkeit errungen, bleiben die ruhmlos Gestorbenen vergessen, und wenn nicht moralisch, so hat doch historisch der Erfolg Magellans Härte und Unbeugsamkeit nachträglich gerechtfertigt.
Nach einigen Monaten Winterquartier in San Julián büßt Magellan die „Santiago“ auf der Suche nach dem paso ein, doch im Oktober 1520 entdecken Kundschafter eine merkwürdige Bucht, ein Winkelwerk voller Sackgassen, Sandbänken und Untiefen. Sie finden nicht nur die Einfahrt, sondern auch die Ausfahrt. Und:
„…diese eine Minute ist Magellans großer Augenblick, jener Augenblick äußerster und unüberbietbarer Entzückung, wie ihn jeder Mensch in seinem Leben nur einmal erlebt. Alles hat sich erfüllt. Er hat das Wort eingelöst, das er dem Kaiser gegeben. Er hat wahr gemacht, er, der erste und einzige, was Tausende vor ihm nur träumten: er hat den Weg in das andere Meer gefunden. Gerechtfertigt und der Unsterblichkeit geweiht weiß er sein Leben durch diesen Augenblick.“
Dass Magellan noch ein weiteres Schiff verliert – die„San Antonio“ desertiert und kehrt nach Spanien zurück –, kann ihn nicht mehr erschüttern: Am 28.November 1520 werden die Anker gelichtet.
Und mit donnernder Artilleriesalve grüßen die drei kleinen einsamen Schiffe respektvoll das unbekannte Meer, so wie man ritterlich einen großen Gegner begrüßt, den man zum Zweikampf herausfordert auf Tod oder Leben.
Der Stille Ozean und ein Kreis, der sich schliesst
War schon die Entdeckung des paso durch die Inselwirrnis um Kap Hoorn eine famose Leistung: Die folgende Fahrt ist es umso mehr.
Die Geschichte dieser ersten Durchquerung des bisher noch namenlosen Ozeans – »ein Meer, so weit, daß der menschliche Geist es kaum erfassen kann«, heißt es im Bericht des Maximilian Transsylvanus…
(dessen 1523 gedruckter Brief an den Salzburger Erzbischof Matthäus Lang mit dem Titel „De Molluccis insulis“ der früheste publizierte Text über Magellans Weltumsegelung ist)
…ist eine der unsterblichen Heldentaten der Menschheit. Schon die Fahrt des Columbus in das räumlich Unbegrenzte war von seiner Zeit und allen Zeiten als unvergleichliche Mutleistung empfunden worden, und doch: selbst diese Tat ist im Sinn der Aufopferung nicht dem Sieg zu vergleichen, den Magellan unter namenlosesten Entbehrungen den Elementen abgezwungen. Denn Columbus segelt mit seinen drei frisch vom Kiel geholten, neu aufgetakelten, wohlversorgten Schiffen im ganzen nur dreiunddreißig Tage… Seine Mannschaft ist gesund und ausgeruht, seine Schiffe so reichlich mit Lebensmitteln versehen, daß er schlimmstenfalls unverrichteter Dinge heimkehren könnte. Nur vor ihm liegt das Unbekannte, und im Rücken hat er die Heimat als letzten Weg und Ausweg.
Magellan aber fährt völlig ins Leere, und er fährt nicht von einem vertrauten Europa mit Hafen und Heim fort, sondern von einem fremden, unwirtlichen Patagonien. Seine Mannschaften sind erschöpft von monatelangen Strapazen. Hunger und Entbehrung liegt hinter ihnen, Hunger und Entbehrung fährt mit ihnen, Hunger und Entbehrung droht vor ihnen. Abgenützt ist ihre Gewandung, zerfetzt jedes Segel, verbraucht jedes Tau…
Die Geschichte dieser ersten Durchquerung des bisher noch namenlosen Ozeans – »ein Meer, so weit, daß der menschliche Geist es kaum erfassen kann«, heißt es im Bericht des Maximilian Transsylvanus – ist eine der unsterblichen Heldentaten der Menschheit.
Stefan Zweig im Roman „Magellan: Der Mann und seine Tat“, 1938
Tausend und tausend und tausend leere Stunden segelt Magellans Flotte vollkommen im Leeren. Seit dem 28. November, da das Cabo deseado, das ersehnte Kap, am Horizonte verdämmerte, gilt keine Karte mehr und kein Maß. Falsch haben sich alle Distanzen erwiesen, die Faleiro (Magellans Kartograph; Anm.) daheim errechnete, längst glaubt Magellan an Cipangu, an Japan, vorübergesteuert zu sein und hat in Wahrheit kaum erst ein Drittel des unbekannten Ozeans durchmessen, den er um seiner Windstille willen für alle Zeiten »il Pacifico«, den Friedlichen, tauft.
Aber wie grausam diese Friedlichkeit, welche Marter der Monotonie in dieser tödlichen Stille! Immer gleich blau und spiegelnd das Meer, immer gleich wolkenlos und glühend der Himmel, immer gleich stumm, gleich tonlos die Luft, immer gleich weit und gleich rund der Horizont, ein metallener Schnitt zwischen demselben Himmel und demselben Wasser, der allmählich sich tief ins Herz schneidet.
Nach der Reise über den Stillen Ozean trifft Magellan am 6.März 1521 endlich auf Land, die heutigen Marianen, wenig später auf die Philippinen. Im letzten Moment wird seine halbtote Mannschaft gerettet. Und, o Wunder: Auf der Insel Massawa kann sich Magellans malaiischer Sklave Enrique mit den Eingeborenen verständigen.
„In dieser Sekunde weiß Magellan: das Ziel ist erreicht, seine Tat ist getan. Er hat, von Osten her kommend, den Rand des malaiischen Sprachkreises wieder betreten, den er vor zwölf Jahren westwärts steuernd verlassen; bald wird er diesen Sklaven nach Malacca, wo er ihn gekauft, heil wieder zurückbringen können. Ob dies morgen geschieht, ob in späterer Zeit, ob ein anderer statt seiner die verheißenen Inseln erreicht, das ist gleichgültig. Denn das Eigentliche seiner Tat ist schon vollendet in diesem einen Augenblick, der zum erstenmal die Tatsache für alle Zeitenbewiesen, daß, wer beharrlich auf dem Meere fortsteuert, sei es der Sonne nach, sei es der Sonne entgegen, heimkehren muß an die Stelle, von der er ausgegangen. Was die Weisesten vermuteten seit tausenden Jahren, was die Gelehrten träumten, nun ist es durch den Mut eines einzelnen Gewißheit geworden: rund ist die Erde. Denn siehe, ein Mensch hat sie umrundet.
Was die Weisesten vermuteten seit tausenden Jahren, was die Gelehrten träumten, nun ist es durch den Mut eines einzelnen Gewißheit geworden: rund ist die Erde. Denn siehe, ein Mensch hat sie umrundet.
Stefan Zweig im Roman „Magellan: Der Mann und seine Tat“, 1938
Was nachher geschieht
Magellan stirbt auf der Insel Mactan im Kampf gegen Ureinwohner, am 27.April 1521. In einem sinnlosen Scharmützel, angezettelt, um einem lokalen Herrscher zu imponieren. Von Magellans fünf Schiffen wird 1522 nach abenteuerlicher Irrfahrt nur die„Victoria“ Spanien wieder erreichen, nach drei Jahren minus 14 Tagen. An Bord nur 18 Matrosen, die schon bei der Abreise mit dabei waren. Die 26 Tonnen Gewürze im Bauch der „Victoria“ bringen den Financiers dieser Reise dennoch Gewinn, trotz Verlust von drei Schiffen. Die 200 Menschenleben sind in dieser Rechnung nicht einkalkuliert. Magellans Leistung wird in Spanien mit Macht kleingeredet. Seine Aufzeichnungen verschwinden, ebenso das Tagebuch des Chronisten Pigafetta. Dass Magellan Portugiese war in spanischen Diensten, erleichterte seinen Feinden die Arbeit.
„Unvergeßlich um solcher wahrhaft heroischer Selbstaufopferung willen wird es bleiben, das herrliche Wagnis dieser fünf winzigen, schwächlichen, einsamen Schiffe, die ausfuhren zum heiligen Menschheitskrieg wider das Unbekannte, unvergeßlich er selbst, der diesen kühnsten Gedanken der Weltumrundung als erster gewagt und den das letzte seiner Schiffe bewältigt. Denn mit dem seit einem Jahrtausend vergeblich gesuchten Maß des Umfangs unserer Erde gewinnt die ganze Menschheit zum ersten Mal ein neues Maß ihrer Kraft, an der Größe des überwundenen Weltraums wurde ihr erst mit neuer Lust und neuem Mut ihre eigene Größe bewußt.“
Post scriptum: Die Helden der Geschichte
Ferdinand Magellan: Geboren um1480 in Portugal, getötet am 27. April 1521, Philippinen. Der Edelmann, Soldat und Seefahrer machte sich am 20. September 1519 im Auftrag des spanischen Königs Carlos I. (ab 1519 auch römisch-deutscher König, dann Kaiser) mit anfangs fünf Schiffen auf, um von Spanien aus eine Westroute zu den Molukken zu finden. Magellan umrundete als Erster Südamerika (durch die nach ihm benannte Magellanstraße) und erreichte die Philippinen. Dort starb er auf der Insel Mactan im Kampf gegen Einheimische. Juan Sebastián Elcano brachte ein einziges Schiff der Flotte, die „Victoria“, zurück nach Spanien, wo es am 6. September 1522 die Weltumsegelung vollendete.
Stefan Zweig: Geboren 1881 in Wien, gestorben 1942 in Petrópolis, Brasilien (Freitod). Der Schrifsteller, Übersetzer und Aktivist für ein geistig geeintes Europa veröffentlichte 1938 den Roman „Magellan: Der Mann und seine Tat“. Unter Nutzung aller Quellen, etwa von Antonio Pigafetta, dem überlebenden Chronisten der Reise, kommt Zweig Magellan erstaunlich nahe: Man meint, er wäre mit an Bord gewesen.

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