David Attenborough: Abenteuer eines Naturfreunds

Am nächsten Morgen kam Brinsley McLeod mit einer schlechten Nachricht zu uns. Seine Barkasse war in der Nacht mühsam zurückgetuckert gekommen. Der Motor funktionierte nicht einwandfrei, sodass er uns doch nicht nach Arakaka (in Guyana, Anm.) bringen konnte. Wir waren dar über nicht besonders bestürzt. Koriabo war ein sehr angenehmes Dorf, die Leute waren freundlich und hilfsbereit, und wir hatten viele Anzeichen dafür gesehen, dass es im umliegenden Regenwald reichlich Wildtiere gab.
Überdies wimmelte es im Dorf selbst von zahmen Tieren. Die oberste Haustierhalterin war eine alte Dame, die jedermann liebevoll „Mama“ nannte. Ihre Hütte war eine Art Mini-Menagerie. Grüne Amazonenpapageien hüpften über das Dach, blaue Tangaren flatterten und sangen in Käfigen aus Peddigrohr, die vom Dachvorsprung baumelten, ein paar zerzauste Araküken trippelten zwischen der Asche des Feuers, und ein Kapuzineräffchen, um dessen Leib eine Leine geschlungen war, spukte im dunklen Innenraum herum.
Wir saßen auf den Stufen vor dem Eingang und unterhielten uns mit Mama, als aus dem niedrigen Buschwerk direkt hinter der Behausung ein ungewöhnlicher, schriller, pfeifender Kicherlaut aufstieg. Das Gras teilte sich, und zwei enorme schweineähnliche Kreaturen staksten gravitätisch und schwerfällig hervor. Sie kamen bis auf einen Meter zu uns heran und musterten uns abschätzig. Auf den ersten Blick schienen sie keine Schnauze zu besitzen, sondern eine Nase, so stumpf, dass ihr Kopf von der Seite gesehen beinahe kantig aussah. Das verlieh ihnen einen ausgesprochen arroganten Ausdruck. Der Eindruck des Erhabenen wurde durch ihr nicht dazu passendes Gekicher etwas zunichtegemacht. Es waren Capybaras, Wasserschweine, die größten Nagetiere der Welt.
Ich streckte eine Hand aus, um eines von ihnen zu streicheln, doch es warf den Kopf ruckartig hoch und schnappte nach meinen Fingern. „Es ist nicht böse“, sagte Mama. „Es will saugen.“
Ermutigt näherte ich einen Finger der Nase des Geschöpfes. Es gab ein pfeifendes Wiehern von sich, entblößte seine leuchtend orangen Nagezähne und umschloss meinen Finger mit seinem Maul. Als es geräuschvoll zu saugen begann, fühlte ich, wie mein Fingernagel über etwas kratzte was sich wie zwei knöcherne Raspeln ziemlich tief unten in seinem Schlund anfühlte.
Mama, deren Pidginkenntnisse beschränkt waren, erklärte mithilfe einer geschickten pantomimischen Darbietung, dass sie beide als winzige Jungtiere gefangen und mit der Flasche großgezogen hatte. Sie waren jetzt fast ausgewachsen, hatten aber nie die Gewohnheit abgelegt, an allem zu saugen, was man ihnen hinhielt. Jedem hatte man einen breiten roten Streifen um das Hinterteil gemalt, und Mama erklärte, dass die Markierung verhindern sollte, dass ein Jäger auf ihre Lieblinge schoss, wenn sie durch den Busch streiften.
Der Kampf mit den Capybaras
Wir fragten, ob wir sie filmen dürften. Mama nickte, und Charles (Lagus, der Kameramann; Anm.) baute die Kamera auf. Capybaras sind im Wesentlichen Wassertiere, und die wilden Vettern dieser beiden verbrachten einen großen Teil des Tages im Wasser, aus dem sie nachts herausstiegen, um am Ufer zu grasen. Wir wollten Mamas Wasserschweine daher beim Schwimmen aufnehmen, und ich versuchte, sie zum Fluss runterzulocken. Sie pfiffen und kicherten, weigerten sich aber störrisch, auch nur in die Nähe des Wassers zu gehen.
Nachdem alle Lockversuche fehlgeschlagen waren, versuchte ich, sie in den Fluss zu jagen, weil ich mich an die Naturkundebücher erinnerte, in denen es heißt: „Wenn erschreckt, flüchten Capybaras unweigerlich ins Wasser.“ Unsere beiden verkrochen sich aber unweigerlich an ein schattiges Plätzchen unter Mamas Hütte. Mir wurde immer heißer, als ich hinter ihnen herrannte, in die Hände klatschte und brüllte. Mama sah dem Treiben von den Stufen vor ihrer Hütte mit verblüfftem Gesicht zu.

„Es ist sinnlos“, sagte ich keuchend zu Charles. „Die beiden Viecher sind offenbar schon so lange gezähmt, dass sie die Lust am Schwimmen verloren haben.“
Ein Ausdruck des Begreifens zeichnete sich auf Mamas Gesicht ab.
„Schwimmen?“, fragte sie.
„ Ja, schwimmen“, antwortete ich.
„Aha“, sagte sie mit einem sonnigen Lächeln. „Aieee!“ In Reaktion auf ihren durchdringenden Ruf erhoben sich zwei nackte kleine Kinder von dem Spiel, mit dem sie sich im Staub unter der Hütte vergnügt hatten, und kamen zu ihr.
„Schwimmen“, sagte sie.
Die Kinder hüpften zum Fluss runter. Die Capybaras schauten uns geringschätzig an, drehten sich um und zottelten hinter ihnen her. Die Kinder warteten, bis die beiden Tiere bei ihnen waren, und dann tauchten die vier zusammen ins Wasser, begannen zu planschen und miteinander zu balgen. Die Kinder kreischten vor Vergnügen.
Mama sah ihnen mit der stillen Zufriedenheit einer Mutter zu.
„Ich habe sie alle zusammen als Babys bekommen“, sagte sie und erklärte, dass alle vier Kinder von frühester Jugend an immer zusammen gebadet hätten und die Capybaras jetzt ohne die Kinder nicht mehr in den Fluss steigen würden.
Wir hatten Mama erzählt, dass wir genau wie sie zahme Tiere gern hatten und hofften, viele zurück in unser eigenes Land mitnehmen zu können. Mama guckte die Wasserschweine an. „Sie für mich zu groß“, sagte sie. „Wollt ihr haben? Ich kann neue bekommen.“
Die Frau des Jägers hatte das junge Paka, ein Meerschweinchen, an ihre Brust gelegt und gesäugt. Jetzt war es ausgewachsen und die Frau nannte es ihr Baby.
Aus: David Attenborough, Die Abenteuer eines jungen Naturfreunds
Jack (Lester, Attenboroughs Tierspezialist; Anm.) war hocherfreut über das Angebot, zweifelte aber ein bisschen, ob er es schaffen würde, solche großen Geschöpfe nach Georgetown zu transportieren. Schließlich vereinbarten wir mit Mama, dass wir versuchen würden, in Arakaka einen Käfig bauen zu lassen – falls wir jemals dorthin gelangen würden –, und die Tiere bei unserer Rückfahrt bei ihr abholen würden.
Viele der anderen Dorfbewohner, die Wildtiere hielten, wollten sich verständlicherweise nicht von diesen trennen. Eine Frau besaß ein zahmes Paka, ein bezauberndes kleines Geschöpf mit schlanken, grazilen Beinen wie eine Miniaturantilope. Wie das Wasserschwein ist auch das Paka ein Nagetier und mit dem Meerschweinchen verwandt. Sein Fell war von einem satten Braun und von cremefarbenen Tupfen überzogen; es schaute uns mit glänzenden schwarzen Augen an, als es auf dem Schoß seiner Besitzerin lag. Die Frau erzählte uns, dass sie vor drei Jahren ein Kind bekommen habe, das aber kurze Zeit nach der Geburt gestorben sei. Bald danach war ihr Mann auf einem Jagdzug auf ein weibliches Paka mit einem Jungtier gestoßen. Er hatte die Mutter geschossen – zum Verzehr – und das Waisenkind lebend seiner Frau überbracht. Sie hatte das noch ganz junge Geschöpf an ihre Brust gelegt und gesäugt. Jetzt war es voll ausgewachsen. Sie streichelte es liebevoll. „Mein Baby“, sagte sie einfach nur.
Am Abend waren wir überrascht, das Dröhnen eines Motors zu hören. Als es dämmerte, kam eine große Barkasse um die Flussbiegung und legte bei unserem Dorf an. Der indische Bootsführer erzählte, dass er Vorräte und Post für die Bergwerksgesellschaft an Bord habe und am nächsten Tag nach Arakaka weiterfahren werde. Er fragte, ob wir mitfahren wollten, und wir gingen sofort auf sein Angebot ein: Es sah so aus, als würden wir unser Ziel endlich erreichen.
Nächste Station Arakaka
Früh am Morgen brachten wir unsere Sachen auf das Boot. Mama erklärten wir, dass wir in vier Tagen zurück sein würden, um die Wasserschweine abzuholen, und Brinsley versprach, sein Boot zu reparieren, sodass er uns weiter nach Morawhanna bringen könnte. Die Barkasse der Bergwerksgesellschaft war mit Frachtgut voll beladen, es gab aber auch noch einen weiteren Fahrgast: eine große, fröhliche Afrikanerin, die uns als Gertie vorgestellt wurde. Für uns blieb aber noch reichlich Platz, und nach dem winzigen Einbaum und dem kleinen Boot von Brinsley kamen wir uns luxuriös untergebracht vor. Wir lehnten uns alle drei im Bug zurück und drifteten in den Schlaf hinüber.
Um vier Uhr an jenem Nachmittag kamen wir in Arakaka an. Vom Fluss aus schien es ein reizendes, idyllisches Örtchen zu sein. Eine Reihe kleiner Häuser zog sich auf der hohen Uferbank entlang, vor einer Kulisse von hohen Bambuspflanzen, deren gefiederte Zweige im Wind schwankten. Als wir landeten, verflog der Zauber jedoch sofort. Bei zwei Dritteln der Häuser handelte es sich um Läden, die außerdem einen Rumausschank betrieben, und dahinter standen in Schlamm und Dreck die baufälligen Holzbaracken, in denen die Einwohner hausten.
Fünfzig Jahre zuvor war Arakaka eine florierende Gemeinde von mehreren hundert Menschen gewesen. In der Nähe hatte es ergiebige Goldminen gegeben, und es hieß, die Manager der Minen seien damals mit ihren Frauen in Kutschen über die Hauptstraße gefahren. Jetzt waren die Goldadern erschöpft, und die Straße war von Gras überwuchert. Die meisten Häuser waren eingestürzt, das Holz war verrottet, und der Urwald hatte sich die Grundstücke zurückerobert. Eine Atmosphäre des Verfalls und Niedergangs hing über der atrophierten Stadt, als sie in der Hitze vor sich hin moderte. In der Nähe einer der Baracken entdeckten wir unter einer Decke von Schlingpflanzen verborgen einen verwitterten hölzernen Tisch. Die Beine steckten noch in bröckelndem Mörtel, und er stand auf einer Plattform aus Ziegelsteinen, die von den Wurzeln der Pflanzen, von denen sie zugewuchert waren, zerbrochen und aufgesprengt worden waren. „Hier stand einmal das Krankenhaus“, erfuhren wir, „und das ist der Tisch, auf dem früher die Toten aufgebahrt wurden.“





Obwohl es noch mitten am Nachmittag war, waren die Rumschenken bereits voll, und aus einem alten Grammofon schallte blechern Musik. Wir gingen in einen der Läden. Ein junger, groß gewachsener und muskelbepackter Afrikaner saß auf einer Bank mit einem Emaillebecher voll Rum in der Hand.
„Wozu seid ihr hierhergekommen, Männer?“, fragte er.
Wir antworteten, dass wir auf der Suche nach Tiere seien.
„Na, davon gibt’s hier ’ne Menge. Ich kann leicht welche fangen.“
„Großartig“, sagte Jack. „Wir werden gut für alles zahlen, was ihr uns bringt; wir sind aber nur ein paar Tage hier. Kannst du uns also morgen etwas fangen?“
Der Mann wedelte verneinend mit einem Finger vor Jacks Gesicht herum.
„Morgen kann ich nichts erwischen“, sagte er mit Grabesstimme, „denn morgen werde ich blau sein.“

Gertie, unsere Mitpassagierin, kam hereingeschlendert. Sie lehnte die Ellbogen auf die Theke und starrte dem chinesischen Ladenbesitzer in die Augen.
„Mister“, sagte sie voller Emphase, „die Jungs auf dem Boot sagen, dass es hier viele Vampirfledermäuse gibt. Was kann ich tun? Ich hab nämlich kein Moskitonetz für meine Hängematte.“
„Sie sind doch nicht besorgt wegen der Vampire, oder, Ma’am?“, sagte der Afrikaner mit dem Emaillebecher.
„Doch, das bin ich“, antwortete sie. „Ich bin von höchst nervöser psychischer Disposition.“
Der Mann blinzelte heftig. Gertie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Ladenbesitzer zu.
„Nun, was haben Sie mir anzubieten?“, fragte sie mit neckischem Lächeln.
„Ich kann Ihnen nichts geben, Ma’am. Aber für zwei Dollar kann ich Ihnen eine Lampe verkaufen. Die wird die Vampire garantiert fernhalten.“
„Na, wirklich, Mister“, sagte Gertie voll künstlich aufgesetztem Hochmut. „Ich muss wohl hinzufügen, dass meine finanzielle Basis schmal ist.“ Sie lachte kurz auf: „Geben Sie mir eine Kerze für zwei Cent.“
Sie sind doch nicht besorgt wegen der Vampire, oder, Ma’am?" sagte der Afrikaner mit dem Emaillebecher. „Doch“, antwortete Gertie: „Ich bin von höchst nervöser psychischer Disposition.
Aus: David Attenborough, Die Abenteuer eines jungen Naturfreunds
Später am Abend näherte sich meine psychologische Disposition der Gerties an. Ich wurde hochnervös, aus demselben Grund wie sie. Wir waren in einem vor sich hin modernden Gasthaus in der Nähe des Ladens untergekommen. Jack und Charles krochen bald unter ihre Moskitonetze, um zu schlafen. Ich hatte aber mein Netz verlegt und schon in den vergangenen vier Tagen ohne es auskommen müssen. Gerties Warnung vor Vampirfledermäusen eingedenk, hängte ich an einem Ende meiner Hängematte eine brennende Paraffinlampe auf.
Zehn Minuten nachdem ich mich hingelegt hatte und einzuschlafen versuchte, kam eine Fledermaus geräuschlos durch das offene Fenster geflattert. Sie flog über meine Hängematte, einmal durch das ganze Zimmer, in den Flur, kam zurück und flog unter meiner Hängematte hindurch wieder durch das Fenster hinaus. Danach kam sie alle zwei Minuten zurück und wiederholte ihren Rundflug mit enervierender Regelmäßigkeit.
Ohne sie gefangen zu haben, konnte ich natürlich nicht sicher sein, dass es ein Vampir war, doch in solch einer Situation ist man auch ohne genaue zoologische Untersuchung überzeugt davon, es mit einer Fledermaus von der bösen, blutsaugenden Art zu tun zu haben.
Das Tier schien nicht jenes wie ein Blatt geformtes Gebilde auf der Nase zu haben, das viele harmlose Fledermäuse besitzen, Vampirfledermäuse hingegen nicht, und obwohl ich es nicht sehen konnte, war ich mir sicher, dass es mit dem Paar dreieckiger, rasiermesserscharfer Vorderzähne bewaffnet war, mit dem Vampire ihrem Opfer ein Stück Haut herausbeißen. Neben die so geschaffene Wunde setzen sie sich dann und lecken das austretende Blut auf.
Besuch der Vampire
Sie können das, ohne einen Menschen aus dem Schlaf zu reißen, sodass am nächsten Morgen nur ein Blutfleck davon zeugt, dass man von einem von ihnen heimgesucht worden ist. Es ist aber möglich, dass ein Mensch drei Wochen später eine schreckliche Krankheit wie Tollwut entwickelt.
Mir fiel es schwer, der Versicherung des Ladenbesitzers zu glauben, dass Vampirfledermäuse sich nie zum Blutabzapfen auf einem niederlassen, wenn in der Nähe Licht brennt. Meine Ängste schienen berechtigt zu sein, als jetzt das Tier, das sich in einer Ecke des Zimmers niedergelassen hatte, in typischer Vampirfledermausart mit eng an die vorderen Gliedmaße angelegten Flughäuten über den Boden zu krabbeln begann, sodass es einer ekligen vierbeinigen Spinne ähnelte. Ich ertrug das nicht länger, langte aus der Hängematte nach unten, nahm einen meiner Stiefel und warf mit ihm nach dem Viech. Es flog auf und verschwand durch das Fenster.



Zwanzig Minuten später war ich der Vampirfledermaus beinahe dankbar dafür, dass der Gedanke an sie mich noch nicht hatte einschlafen lassen, denn in Folge davon gelang mir etwas, das zu tun im Laufe der vergangenen Wochen zu einer Obsession für mich geworden war: einen der gespenstischsten Laute, die man im südamerikanischen Urwald zu hören bekommt, auf Tonband aufzunehmen.
Zum ersten Mal hatte ich diesen Laut während unserer Fahrt den Fluss Kukui hinauf gehört. Wir hatten im Wald in der Nähe des Ufers unser Lager aufgeschlagen und unsere Hängematten zwischen den Bäumen aufgehängt. Als wir uns zum Schlafen hinlegten, blinzelten die Sterne durch die Blätter zu uns herab. Die geisterhaften Silhouetten von Büschen und Kletterpflanzen zeichneten sich um uns herum undeutlich ab. Plötzlich hallte ein auf- und abschwellendes Wehgeheul durch den Wald, das sich in gewaltig anschwellenden Crescendi bis zu einer Lautstärke steigerte, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, und dann zu einem Stöhnen erstarb, das sich wie Wind anhörte, der durch Telegrafendrähte fuhr. Dieses erschreckende Geräusch wurde von einem wenig furchterregenden Tier produziert: dem Brüllaffen.
Das Konzert der Brüllaffen
Wochenlang hatte ich versucht, es aufzunehmen. In jeder im Dschungel verbrachten Nacht hatte ich gewissenhaft ein Mikrofon in einen Hohlspiegel zur Geräuschverstärkung gesteckt und den Rekorder mit neuem Tonband bestückt. Einmal, am Kukui, dachte ich schon, Erfolg gehabt zu haben. Die Affen waren so nahe, dass ihr Brüllen betäubend laut war, und ausnahmsweise war das Aufnahmegerät bereit. Ich schaltete es ein und nahm mehrere Minuten lang die schönsten und angsteinflößendsten Heultöne auf, die ich bis dahin gehört hatte. Als die Darbietung mit zwei japsenden Belllauten zu Ende gegangen war, spulte ich das Band triumphierend zurück und holte Charles aus seiner Hängematte, damit er es sich anhörte. Auf dem gesamten Band war nichts zu hören; eine der Röhren war während des Tages gebrochen.
Jetzt aber war ich dank des Besuches der Vampirfledermaus hellwach, als das Konzert begann. Die Affen waren vermutlich eine halbe Meile entfernt, aber dennoch war ihr Brüllen extrem laut. Ich schleppte die Ausrüstung aus dem Gasthaus, baute alles auf und richtete mein Hohlspiegelmikrofon sorgfältig dorthin aus, wo die Laute herkamen. Nach der Erfahrung, die ich bei der früheren Gelegenheit gemacht hatte, spielte ich Charles das Band erst am Morgen vor.
Wir hörten es uns zusammen an. Die Aufnahme war perfekt.

Der Text wurde dem Buch „Die Abenteuer eines Naturfreundes“ von David Attenborough (Terra Mater Books, ca. 500 Seiten, 32 Euro, auch als E-Book) entnommen. Der Engländer beschreibt darin seine Anfänge als Naturforscher, Dokumentarfilmer und TV-Moderator.

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